Meinung Wichtige Hilfe für die Suche nach einem Pflegeheimplatz
Meinung · Neben der individuellen Hilfe für die Nutzer der Heimfinder-App hat die laufend aktualisierte Datensammlung noch andere Vorteile. Ein Problem wird damit jedoch noch nicht gelöst.
Als NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die von ihm vorgestellte neue Pflegeheimfinder-App mit der Internet-Suche nach einem Hotelzimmer verglich, da schränkte er zu Recht sogleich wieder ein, dass der Vergleich wohl hinke. Bei der Suche nach einem Pflegeheim geht es schließlich um viel mehr als um ein vorübergehendes Quartier für einen Großstadttrip oder einen Sommerurlaub.
Wer einmal erlebt hat, dass die Welt seiner Eltern aufgrund eines Unfalls oder eines Demenzfalles plötzlich zusammenstürzt – und es passiert fast immer plötzlich, obwohl es doch eigentlich absehbar wäre – der weiß, was dann auf die Angehörigen zukommt. Das Abtelefonieren von Heimen, die frustrierenden Absagen („Nein, wir haben nichts, wir sind auf absehbare Zeit an unserer Kapazitätsgrenze“). Und all das unter extremem Zeitdruck, weil die so dringend notwendige Hilfe gerade dann und dann auch schnell gebraucht wird.
In solchen Fällen ist die Digitalisierung wirklich ein Segen. Man fragt sich fast, warum es eine solche App, auf der die freien Kapazitäten in Wohnortnähe tagesaktuell angezeigt werden, nicht schon viel länger gibt. Und da ist es auch richtig, dass alle Pflegeeinrichtungen gesetzlich verpflichtet sind, ihre Daten jeden Tag in die Datenbank einzuspeisen. Nur so kann das Ganze funktionieren. Und es wäre auch wünschenswert, dass dieses System möglichst bald auf andere Bereiche ausgedehnt wird. Etwa auf frei werdende Kapazitäten im ambulanten Pflegebereich oder bei der Tagespflege. Oder auch jenseits der Pflege, etwa in der Kinderbetreuung. Hier erscheint noch vieles möglich.
Neben der individuellen Hilfe für die Nutzer der Heimfinder-App beziehungsweise der Internetseite hat die laufend aktualisierte Datensammlung noch andere Vorteile. Zum einen für die Heime selbst, die frei werdende Plätze schnell wieder besetzen können. Zum anderen wird wohl schon in den nächsten Monaten nach erster Auswertung der Daten transparent werden, in welchen Regionen es zum Beispiel nie oder nur selten freie Heimplätze gibt. Eine wichtige Information sowohl für die Politik als auch für die Träger der Einrichtungen, durch das Schaffen neuer Pflegeplätze nachzusteuern.
Wobei damit freilich ein anderes Problem noch nicht gelöst ist: Woher bekommt die alternde Gesellschaft die so dirngend benötigten Pflegekräfte, um die rasant steigende Zahl der Pflegebedürftigen – schon heute sind es landesweit knapp 800.000, bis 2035 wird mit 900.000 gerechnet – zu versorgen? Da hilft auch die beste App nichts. Da braucht es gesellschaftliche Anerkennung und auch finanzielle Anreize für Menschen, diese schwere und so wichtige Arbeit zu leisten.