Meinung Athen und die Schulden

Viele Freunde hat Wolfgang Schäuble in Griechenland sicher nicht. Der Finanzminister aus Berlin gilt als jener Politiker, der den Griechen immer neue Sparprogramme aufzwingt. Diesen Ruf hat er sich in der Eurogruppe redlich erworben.

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Längst nicht alle Finanzexperten sind allerdings der Überzeugung, dass Schäubles Kurs richtig ist. Kritisch steht ihm zum Beispiel Christine Lagarde gegenüber, die Chefin des angesehenen Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie ist der Überzeugung, dass Griechenland seine Schuldenlast, die auf 180 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres angewachsen ist, niemals aus eigener Kraft abtragen kann. Frisches Geld zu geben, um damit immer nur alte Schulden zurückzahlen zu können, reicht Lagarde nicht. Und sie hat recht.

Was Griechenland braucht, ist eine Schuldenerleichterung. Die Rückzahlung der Kredite muss ausgesetzt werden, damit Athen Spielraum für Investitionen bekommt. Richtig: Dieser Weg hat einen Preis. Deutschland und die übrigen Geldgeber bekommen ihre Kredite später oder zum Teil überhaupt nicht zurück. Schäuble weiß, dass es zu diesem Weg keine Alternative gibt. Aber vor der Wahl möchte er diese unangenehme Wahrheit lieber verschweigen. Er schafft das, weil erst im Sommer 2018 über Schuldenerleichterungen entschieden wird. Bis dahin hält auch die IWF-Chefin die Füße still.

Dass die Griechen viele Jahre über ihre Verhältnisse gelebt haben, lässt sich nicht bestreiten. Insofern ist der von Schäuble geforderte Sparkurs richtig. Regierungschef Alexis Tsipras hat das anerkannt und die Reformen gegen massiven Widerstand umgesetzt. Aber wenn die Renten noch weiter gekürzt und Steuern erneut erhöht werden, könnte die Stimmung kippen. Athen befindet sich auf einem guten Weg. Das Land erlebt einen Urlauber-Boom. Bürokratie wurde abgebaut, private Investoren stehen bereit. Die Griechen haben das Zeug, die Krise zu überwinden, wenn der Schuldendruck endlich abnimmt.