Beim U3-Ausbau geht es nicht nur um Plätze

Angebot und Nachfrage passen noch längst nicht zusammen

Ein Kommentar von Vera Zischke.

Foto: Schinkel, Uwe (schin)

Die Städte kommen beim Ausbau der U3-Betreuung trotz aller Anstrengungen kaum nach. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kleinkinder steigt schneller, als diese überhaupt geschaffen werden können.

Dabei war dieser Wandel politisch gewollt. Das Betreuungsgeld und der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für unter Dreijährige sollten genau dazu führen: dass möglichst viele Familien ihre Kinder frühzeitig in eine Betreuung geben.

Doch nun steht die Politik, maßgeblich das Bundesfamilienministerium, vor einer Situation, die sie selten erlebt: Ihre Maßnahme ist erfolgreicher, als ihr lieb sein kann. Zum einen schafft sie Begehrlichkeiten, die sie nicht bedienen kann. So werden die Rufe nach flexibleren Betreuungszeiten immer lauter. Wenn Eltern früher in den Beruf zurückkehren sollen, wollen sie auch, dass die Betreuung zu ihren Arbeitszeiten passt.

Zum anderen fehlen noch immer vielerorts Erzieher. Die Belastungen für vorhandene Erzieherinnen sind gestiegen, die Ansprüche an sie ebenfalls. Auch da besteht dringender Handlungsbedarf. Ein weiteres Problem, das bislang viel zu wenig im Fokus steht: Durch den großen Druck, U3-Plätze zu schaffen — und deren finanzielle Förderung — , werden plötzlich Plätze für ältere Kinder knapp. Kritik hagelte es diesbezüglich bereits von der Opposition im Landtag, aber auch vom Deutschen Roten Kreuz. All das zeigt ganz deutlich, dass der U3-Ausbau auch ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des Rechtsanspruches noch lange nicht bewältigt ist. Und dass es dabei um viel mehr geht als um die Zahl der Plätze.

Genau so wichtig ist es, dass das Betreuungsangebot nicht nur quantitativ, sondern auch inhaltlich auf den tatsächlich vorhandenen Bedarf ausgerichtet wird. Von beidem ist es bislang noch meilenweit entfernt. Natürlich ist das eine Herkulesaufgabe. Doch diese hat sich die Politik selbst gestellt. Nun muss sie liefern.

Denn bislang ist es noch viel zu oft so, dass sich die Familien dem vorhandenen Angebot unterordnen und häufig auf ihre Wunsch-Kita sowie die für sie optimale Betreuungszeit verzichten. Dabei war es schließlich der U3-Ausbau, der dieses Verhältnis umkehren sollte.