Meinung Brückenteilzeit - Ein Erfolgserlebnis für die SPD
Die große Koalition hat zurzeit viele Baustellen. Allen voran den Zoff in der Flüchtlingspolitik. Nach langem Tauziehen gibt es nun wenigstens eine Einigung im arbeitsmarktpolitischen Bereich — bei dem Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeit. Es ist der erste Gesetzentwurf des zuständige Ministers Hubertus Heil, für den das Bundeskabinett grünes Licht gab.
Und seine SPD bekommt damit ein Erfolgserlebnis, auf das sie lange warten musste. Dabei hatte schon die frühere CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ein Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten in eine Vollzeit-Tätigkeit ins Auge gefasst, war aber nicht zuletzt am Wirtschaftsflügel der eigenen Partei gescheitert, der darin bis in die jüngste Vergangenheit ein Werk des Teufels sah.
Nun sind von den neuen Bestimmungen sicher keine Wunder zu erwarten. Heil selbst nimmt an, dass nur ein Bruchteil der Beschäftigten davon Gebrauch machen wird. Auch weil es zahlreiche Ausnahmen gibt. Arbeitnehmer in kleinen Betrieben können davon ohnehin nicht profitieren. Und trotzdem wird sich die Arbeitswelt mit dem neuen Gesetz ein Stück verändern. Diesmal zugunsten der Arbeitnehmerseite. Dass die Arbeitgeberlobby deshalb in Wehklagen ausbricht, gehört zu den üblichen Ritualen im Land. Schließlich wissen auch viele Unternehmer, dass die betrieblichen Rahmenbedingungen stimmen müssen, um beim Werben um zunehmend knapper werdende Fachkräfte erfolgreich zu sein. In zahlreichen Betrieben gehören individuelle Arbeitszeitvereinbarungen deshalb auch schon längst zum Alltag. Anderen dagegen muss noch auf die Sprünge geholfen werden. Das Rückkehrrecht auf Vollzeit ist dafür ein Signal.
Ob es die Betriebe in der Praxis überfordert, wird die Zukunft zeigen. Aber sonderlich wahrscheinlich ist das nicht. Das schon vor Jahren eingeführte Recht, von Voll- in Teilzeit zu wechseln, klappt ja auch einigermaßen reibungslos. Umgekehrt sollte das genauso gehen.