Meinung Im Kampf gegen sich selbst

Es hätte eine Menge zu debattieren gegeben. Zum Beispiel, warum die Linkspartei kaum vom Niedergang der SPD profitiert. Warum sie immer weniger Arbeitnehmer und Arbeitslose erreicht. Und weshalb die AfD der Linken im Osten den Rang als Protestpartei ablaufen konnte.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Stattdessen stand das Delegiertentreffen am Wochenende in Leipzig ganz im Schatten des Machtkampfs der Eitelkeiten zwischen Katja Kipping und Sahra Wagenknecht, eskalierte die Veranstaltung im Streit über die Flüchtlingspolitik. Kein Zweifel: Im Hang zur Selbstzerstörung macht der Linkspartei so schnell keiner etwas vor.

Dabei könnte der gesellschaftliche Diskurs im Land durchaus mehr Druck von links gebrauchen. Denn der Rechtsruck ist ja deutlich vernehmbar. Noch in der vergangenen Wahlperiode hat es im Berliner Parlament zumindest rechnerisch eine linke Mehrheit von SPD, Linken und Grünen gegeben. Heute ist der Bundestag davon weit entfernt. Die Linkspartei wurde von der AfD als Oppositionsführer abgelöst. In dieser Situation hat die Idee einer linken Sammlungsbewegung, wie sie von Wagenknecht verfolgt wird, durchaus Charme. Nur, dass ausgerechnet Wagenknecht das Sammeln gelingen soll, wo sie doch schon die eigenen Reihen nach Kräften polarisiert, ist praktisch unvorstellbar.

So bleiben am Ende dieses Leipziger Treffens nur Scherben übrig. Das dürre Votum bei der Wiederwahl Katja Kipping als Parteivorsitzende ist Ausdruck weiter lodernder Reibereien in der Migrationspolitik und eines wechselseitigen persönlichen Mobbings. Auch Sahra Wagenknecht ist beschädigt, weil sie einen absolutistischen Anspruch pflegt und ihre politischen Auffassungen der Partei verordnen will, anstatt intern beharrlich um Mehrheiten für ihren Kurs zu ringen. Vor dieser desolaten Linken braucht sich die AfD jedenfalls nicht zu fürchten.