Das Standvermögen eines Getriebenen

Düsseldorf. Enttäuschung wäre der falsche Begriff. Kurt Beck hat es beim Zukunftskongress seiner Partei zwar wieder einmal nicht geschafft, die Stimmungswende für die SPD einzuleiten.

Enttäuschung darüber aber macht sich nicht breit. Schließlich hat niemand von dem Treffen in Nürnberg ein Wunder erwartet.

Für den Befreiungsschlag fehlt dem SPD-Chef bekanntlich das rhetorische Talent. Hier steht aber nicht nur ein schlechter Verkäufer. Becks Rede hat auch keinen roten Faden.

Die Zukunft scheint die SPD allein mit ihrem neuen Abgabenkonzept gestalten zu wollen. Beck bietet kein einziges weiteres Thema an, das dem Anspruch des Kongresses gerecht würde.

Seine Ankündigung, die SPD werde wieder selbst die Furchen ziehen, bleibt eine hohle Phrase, nachdem die Partei seit Monaten von den Umverteilungsversprechen der Linken und den Steuersenkungsofferten der Union getrieben wird.

Kurt Beck aber findet nicht nur keine Botschaft, die die Bürger bewegen könnte. Er verstolpert sich auch ein weiteres Mal mit seinen machtstrategischen Entwürfen.

Nach der unsäglichen Öffnung zur Linkspartei, die der Zauberlehrling noch nicht wieder eingefangen hat, dient die SPD der FDP nun eine Ampelkoalition an.

Becks einzige originelle Idee dazu ist, die sozialliberalen und rot-grünen Erfolgsgeschichten vereinen zu wollen. Zu dumm nur, dass er zuvor alles dafür getan hat, die Liberalen wieder in die Arme der Union zu treiben.

Den Lagerwahlkampf, den Beck mit seinen rot-roten Machtspielen ausgelöst hat, lassen sich Union und FDP jedenfalls nicht mehr nehmen.

Es ist Becks Schaukelpolitik, das Fehlen eines eigenen politischen Kompasses, das den SPD-Parteivorsitzenden so untauglich für dieses Amt macht. Sein provinzieller Habitus und sein Hang zur Ungeschicklichkeit - die erfolgreiche Politiker auch zum Markenzeichen umdeuten können - verdecken dies nur.

Allein aus Mangel an Alternativen hält die Partei an ihrem Vorsitzenden fest. Die SPD braucht Gesine Schwan, um das geistige Vakuum auszufüllen. Und sie wird einen Kanzlerkandidaten Steinmeier brauchen, um die Absage an rot-rot-grüne Machtspiele glaubwürdig zu vertreten.

Erst wenn die SPD die Bundestagswahl verliert, wird sie Kurt Beck wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.