Kommentar Eine Frage des Anstands

Meinung | Düsseldorf · Allein den Deutschen Fußball Bund für diese kuriose Gestaltung eines Vertrages verantwortlich zu machen, greift zu kurz.

 Olaf Kupfer, Kommentarfoto Foto: Sergej Lepke

Olaf Kupfer, Kommentarfoto Foto: Sergej Lepke

Foto: ja/Sergej Lepke

Zu einem Vertrag mit einer Stadt, die das Fußballmuseum des DFB beheimatet, gehören zwei Partner. Und die Stadt Dortmund hat seinerzeit allerhand Kräfte freigemacht, um die zähe Konkurrenz ausgerechnet aus Gelsenkirchen auszustechen (womit der Preistreiber schon ausgemacht ist) und seiner eigenen Fußball-Historie einen gesamtdeutschen Anstrich zu verleihen. Und wenn man ehrlich ist, wird dieses Museum der kulturell eher armen Stadt Dortmund tatsächlich mehr gebracht haben, als das die schlichte Jahresschlussrechnung des Museumsbetriebs ausdrücken könnte.

Aber: Diese Geschichte aus Dortmund hat schlicht und ergreifend alles, was der Normalbürger nicht verstehen kann. Und auch nicht verstehen will: eine völlig verschuldete Stadt, die zeitgleich dafür wirbt, ihre Altschulden von Bund und Land in einem Sonderfonds ausgliedern zu lassen, nimmt Risiken zu Gunsten eines extrem reichen Sportverbandes auf sich, um ein Stück vom Glanz abzubekommen. Und stellt jetzt fest, dass der Ruhm viel zu viel Steuergeld verschlingt.

Der vereinbarte Vertrag des DFB mit der Stadt Dortmund erinnert an den Fußball-Weltverband  Fifa, der Weltmeisterschaften an Länder vergibt, die der Fifa Steuerfreiheit auf Gewinne garantieren. Hingegen übernimmt die Verluste zum Beispiel durch neu errichtete und nach dem Sportfest ungenutzte Stadien der Ausrichter. Ist also tatsächlich alles erlaubt, was der Markt zulässt?

Nein, moralisch nicht. Und es täte dem DFB, der sich 2018 über einen Rekordumsatz von 351 Millionen Euro freute, nicht weh, wenn er den Vertrag mit der Stadt Dortmund anpasste. Selbst wenn seine Gesellschaften nicht gemeinnützig, sondern gewinnorientiert arbeiten. Es ist schlicht und ergreifend: eine Frage des Anstands.