Rücktritt Die Deutsche Bank nimmt die letzte Ausfahrt

Die Ablösung der Doppelspitze kommt reichlich spät

Die Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter der Deutschen Bank können eigentlich nur noch hoffen, dass die Notbremsung nicht zu spät kommt und die einzige ernstzunehmende deutsche Großbank wirklich noch immer zu groß ist, um als wirtschaftliches Häufchen Elend in der Totalschadens-Ecke zu enden.

Da auf den vornehmen Frankfurter Bankenfluren keine Rausschmeißer beschäftigt werden, tritt die wenig erfolgreiche und zudem glücklose Doppelspitze Jürgen Fitschen und Anshu Jain nun in aller Form zurück. Die Ablösung kommt alles andere als überraschend. Sie kommt nur überraschend spät. Die Deutsche Bank nimmt die letzte Ausfahrt vor dem Knall erst unter dem Druck äußerer Ereignisse.

Nachdem es schon auf der Hauptversammlung massive Kritik an den extrem teuren und langwierigen Rechtsstreitigkeiten gab, kassierte die Deutsche Bank in der vergangenen Woche die nächsten juristischen Klatschen: Sie fuhr die dritte Niederlage in Sachen der Oppenheim-Esch-Fonds ein, und der Milliardär Wilhelm von Finck junior dürfte sich als nächster Kläger schon die Hände reiben. Am Freitag wurde bekannt, dass die Bank im Verdacht steht, russischen Kunden bei der Wäsche von sechs Milliarden US-Dollar geholfen zu haben. Zudem geht in dieser Woche in München das Verfahren gegen Fitschen und weitere Ex-Chefs und -Aufsichtsräte im Betrugsprozess um die Kirch-Pleite weiter.

Dass Fitschen das Ende seiner Amtszeit noch in Freiheit erlebt, ist keineswegs so sicher wie er und die Bank gerne glauben machen wollen. Dauer-Verärgerung der Investoren, Dauer-Krieg mit der Finanzaufsicht und den letzten Rückhalt in der Politik schon lange verspielt - das alles war dann doch ein bisschen viel. Man fragt sich lediglich, warum der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner nicht vor der Hauptversammlung die Reißleine zog.

Mit der Berufung von John Cryan und der Aufgabe der schrulligen Idee einer Doppelspitze ist es nicht getan. Cryan darf sich weder von der halbgaren „Strategie 2020“ fesseln lassen noch um jeden Preis an der von Fitschen bis zuletzt verteidigten Idee der Universalbank festhalten. Ein glaubwürdiger Neuanfang ist unumgänglich.