Meinung Die Zeche zahlen die Jungen

Die Senioren der Gegenwart haben meist ein geregeltes Arbeitsleben mit entsprechenden Rücklagen hinter und eine vernünftige Rente vor sich. Die medizinische Versorgung ist gut bis sehr gut und der Rückzug aufs Altenteil war gestern.

Ein Kommentar von Andreas Reiter.

Senioren sind mobil, an ihrer Umwelt interessiert und gesellschaftlich aktiv. Ein gutes Drittel hat Interesse an neuer Technik und macht sich mit PCs und Internet vertraut.

Die von den Generali-Versicherungen in Auftrag gegebene Altersstudie belegt den finanziellen Aspekt mit eindrucksvollen Zahlen: 2016 betrug das persönlich frei verfügbare Einkommen der Menschen zwischen 65 und 85 Jahren durchschnittlich 628 Euro pro Monat. 2012 waren es noch 522 Euro, ganze 20 Prozent weniger. Davon kann die heute junge Generation nur träumen. Sie muss sich auf sinkende Altersbezüge einstellen und möglichst früh möglichst viel Vorsorge aus eigenen Mitteln betreiben. Dieses Geld — wenn es denn vorhanden ist — fehlt an anderer Stelle. Außerdem macht die Null-Zinsen-Politik der Europäischen Zentralbank eine Vorsorge fast unmöglich.

Die Folgen des demografischen Wandels werden die heute Jungen in absehbarer Zeit zu spüren bekommen. Laut Statistischem Bundesamt werden im Jahr 2030 rund die Hälfte der Deutschen mehr als 50 Jahre alt und ein Drittel der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein. Entsprechend verringert sich die Zahl der Beitragszahler im Verhältnis zu den Beziehern von Renten dramatisch. Die Bundesregierung behandelt dieses Thema bisher stiefmütterlich. Dabei wäre es schon jetzt zwingend nötig, Lösungen zu erarbeiten, um das absehbare Desaster zu verhindern. Um den Rentenbeitragssatz von 18,7 Prozent bis 2045 zu halten, müssten laut Bundessozialministerium 40 Milliarden Euro zusätzlich aufgebracht — oder der Beitragssatz auf schmerzliche 26,4 Prozent erhöht werden. Bisher gilt nur eine Deckelung bei 22 Prozent bis 2030. Was dann passiert, ist völlig offen. Eine plausible Antwort seitens der Politik gibt es bisher nicht.