Fachkräfte - Die Hoffnungsträger aus Valencia
Es ist richtig, um ausländische Hochqualifizierte zu buhlen
Von Madrid nach Mettmann und von Valencia nach Viersen. Warum sollen qualifizierte Spanier oder andere nicht in Deutschland arbeiten? In ihren Heimatländern läge ihr Wissen brach. Mangels Job würden sie nicht gefordert, Fähigkeiten würden verkümmern. In Deutschland hingegen können sie Geld verdienen und sich eine Existenz aufbauen. Insofern ist die Aufregung darüber, dass die Bundesagentur für Arbeit jetzt sogar offensiv im Ausland um junge Ingenieure, Mediziner oder IT-Spezialisten wirbt, nur schwer zu verstehen.
Die Anwerbe-Gegner argumentierten moralisierend, dass Staaten, denen es wirtschaftlich schlecht geht, ihre Besten hergeben müssen. Das ist zu kurz gedacht. Denn Arbeiten in Deutschland bedeutet nicht zwingend, sich radikal von der alten Heimat abzuwenden. Gerade Top-Kräfte können später zurückkehren und als Unternehmer sogar Arbeitsplätze schaffen.
Wirklich deprimierend ist das Buhlen um ausländische Fachleute hingegen für alle Einheimischen, die trotz guter Ausbildung nicht unterkommen. Sie weiter zu motivieren, wird jetzt nicht einfacher. Nicht nur die Betroffenen, sondern auch Bundesagentur und Arbeitgeber sollten darum kämpfen, dass möglichst viele von ihnen wieder den Anschluss bekommen.
Trotz dieser Aspekte gibt es zum Werben um qualifizierte ausländische Arbeitskräfte keine Alternative. Denn wir haben ein vereintes Europa, pflegen auf dem Arbeitsmarkt eine sogar über den Kontinent hinausgehende Mobilität. Genauso wie weltweit Unternehmen beim Vertrieb im Wettbewerb stehen, wird dies immer stärker auch bei guten Mitarbeitern geschehen. Wer da nicht mitbietet, wird global abgehängt.
Deutschland muss sogar aufpassen, dass es nicht ins Hintertreffen gerät. Denn manches Rekrutieren scheitert daran, dass Deutsch eine schwer zu erlernende Sprache ist und bei weitem nicht die weltweite Verbreitung wie zum Beispiel Englisch hat. Außerdem liegt mit 66 000 Euro gefordertem Einstiegsgehalt die Hürde, um überhaupt in Deutschland anheuern zu können, relativ hoch. Da müssen wir umdenken — und wohl künftig Interessenten sogar ein Gesamtpaket inklusive Wohnung und Kindergartenplatz anbieten.