Geburtenrate - das Prinzip Hoffnung
2010 kamen in Deutschland mehr Babys zur Welt als 2009
Eine statistische Momentaufnahme markiert noch keine Trendwende. Dennoch stellen die Kennzahlen eine positive Nachricht dar: In den ersten neun Monaten 2010 sind in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr 3,6 Prozent mehr Babys zur Welt gekommen — rund 20 000. Das ist ein Zuwachs, wie wir ihn in den vergangenen zehn Jahren nicht hatten. Und dieser Zuwachs ist um so bemerkenswerter vor dem Hintergrund, dass die Zahl potenzieller Mütter im gleichen Zeitraum gesunken ist. Wie gesagt — ein Trend kann erst in zwei, drei Jahren ausgemacht werden, falls die Geburtenrate stetig nach oben steigt.
Natürlich stellt sich die Frage nach den Ursachen für die Steigerung. Die Antwort: Es ist keine Ursache erkennbar. Läge sie im Elterngeld, hätte die Aufwärts-Entwicklung schon 2008/2009 sichtbar werden müssen. Wäre Existenzangst ein Indikator, müsste die Tendenz im Nach-Krisenjahr 2010 eher nach unten zeigen. Nicht mal die These, dass zugewanderte Mütter den Geburtenschnitt entscheidend anheben, trifft zu: Sie bekommen, statistisch gesehen, nicht mehr Kinder als deutsche Frauen.
Richtig ist: Deutschland braucht Nachwuchs — Kinder, die später einmal dieses Land bewirtschaften und seine besondere Kompetenz in Wissenschaft, Handel und Handwerk hochhalten. Richtig ist, gebildeten Schichten mit dem Elterngeld einen Anreiz zu bieten, einen Kinderwunsch nicht zu Gunsten der Karriere auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Gleichermaßen richtig ist, Kinder aus Familien, die von Transferleistungen oder Geringverdienst leben, so natürlich wie möglich an der Gesellschaft und an den Bildungsmöglichkeiten teilhaben zu lassen. Den Trend zu stoppen, dass schon im Kindesalter die Weichen in Richtung Hartz IV gestellt werden, ist das wichtigste Reformvorhaben für 2011.
So erfreulich die Nachricht ist, dass 2010 in Deutschland 20 000 Kinder mehr geboren wurden als 2009, so beängstigend ist die Statistik, dass in unserem so reichen Land zwei Millionen Kinder als arm und bedürftig gelten. Wir gehen ins neue Jahr mit der Hoffnung, dass sich der statistische Aufwärtstrend verfestigt. Bei den Geburten und damit längerfristig auch bei den jungen Bürgern, die aus eigener Kraft für sich selbst und ihre Familie sorgen können.