Konsum wird zur Stütze der Konjunktur
Weihnachts-Euphorie im Einzelhandel
Euphorie im Einzelhandel angesichts glänzender Konsumlaune und klingelnder Kassen — solche Superlative sind wir vom deutschen Handel eigentlich gar nicht gewöhnt. Selbst in vergangenen Boomzeiten kam der Aufschwung nicht richtig bei den Geschäftsleuten an. Die Deutschen sparten, Geiz war geil, und die Konsumlust blieb auf der Strecke.
Doch jetzt, nach überstandener tiefer Krise, werden die Deutschen laut Umfrage plötzlich zu einem Volk von Optimisten. Und sie gönnen sich etwas — vor allem Hochwertiges, Wertbeständiges, wandert zum Fest massenweise über die Ladentische.
Das Weihnachtswunder im Einzelhandel kommt nicht von Ungefähr. Die Mehrzahl der Bundesbürger hat die Krise im eigenen Geldbeutel kaum gespürt. Und jetzt, wo die deutsche Wirtschaft boomt, die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust verflogen ist und merkliche Lohnerhöhungen im kommenden Jahr in Aussicht sind, ist der Boden bereitet für einen höheren Konsum — und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Auch diese Erfahrung ist in Deutschland eher ungewohnt: War die gesamtwirtschaftliche Aufholjagd lange von den Exporterfolgen der deutschen Industrie und vom Plus bei den Investitionen geprägt, wird nun der ausgabefreudige Kunde zum festen Standbein der Konjunktur. Die Verbraucher shoppen die Krise weg — das kannten wir bisher vor allem aus Amerika.
Ein Blick auf die schwächelnden europäischen Nachbarn zeigt dabei, dass die Deutschen den weltweiten Jahrhundertabschwung nach außen hin nahezu mustergültig bewältigt und abgehakt haben. In kaum einem anderen EU-Land ist die Stimmung derzeit so gut. Die moderate Lohnpolitik und die Flexibilisierung am Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren haben zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen.
Doch diese Maßnahmen haben auch eine Kehrseite: In Zeiten von Hartz IV, Mini-Jobs, befristeten Verträgen und Leiharbeit ist der Aufschwung bisher nicht bei allen angekommen. Noch immer ist eine Gruppe von Bundesbürgern vom aktuellen Kaufrausch abgekoppelt. Es wird die Aufgabe der Tarifpartner und der Politik sein, hier eine Balance zu finden.