Meinung Gelassenheit statt Rassismus-Debatte
Meinung | Düsseldorf · Ob diese Debatte wirklich notwendig ist? Da wird aus einer bloßen Frage ein Rassismusvorwurf, obwohl da oft nur pures Interesse oder reine Neugier Triebfeder sind. Ein Kommentar.
Ob diese Debatte wirklich notwendig ist? Eine Debatte, in der gerade munter analysiert wird, ob in Deutschland jemand einen anderen eigentlich danach fragen darf, welcher Herkunft er denn sei (also so rein ursprünglich, eben auch über Generationen hinaus)? Die Antwort: Ja.
Weil man allen Beteiligten in dieser Debatte, die derzeit im Internet unter dem Hashtag #vonhier geführt wird, dann zu ein bisschen Gelassenheit raten kann. Ein Grund: Genau jene Attitüde und Radikalität, mit der die Vorwürfe dargebracht werden, verstärken den ohnehin bedrohlich fortschreitenden gesellschaftlichen Dissens. Und das ist an dieser Stelle weitgehend unnötig – wenn der Autor dieser Zeilen auch niemandem seine persönlichen Gefühle absprechen mag.
Aber: Da wird aus einer bloßen Frage ein Rassismusvorwurf, obwohl da oft nur pures Interesse oder reine Neugier Triebfeder sind. Das mag im schlechtesten Fall in einem zugegeben hilflosen Wunsch nach Einordnung des Gegenüber begründet liegen. Aber das ist allenfalls etwas konservativ und vielleicht noch unbeholfen, aber nicht gleich rassistisch. Denn nicht alles, was alte gesellschaftliche Einordnungsmuster noch bedient, ist sogleich wertend. Und fast kann man es arrogant nennen, wenn man das Gegenteil davon behaupten würde.
Schwer vorstellbar, dass der TV-Star Dieter Bohlen das Mädchen aus Herne verletzen wollte, als er nach dessen Herkunft fragte und sich mit „Herne“ nicht abfinden mochte. Auch kaum zu vermuten, dass der Moderator Markus Lanz dem Schauspieler Elyas M’Barek Böses wollte, als er nach dessen Vorfahren fragte. M’Barek warf Lanz gerade erst dafür Rassismus vor. Wer immer in solcher zwischenmenschlicher Auseinandersetzung Rassismus sieht, hat ein Problem, dessen Ursachen wir herausfinden sollten. Mit dem direkten Gegenüber wird das nur selten zu tun haben.