Meinung Kaffeeklatsch mit Clooneys
Schauspieler George Clooney gilt als politisch engagierter Mensch und damit als Ausnahme in Hollywood. Weil die Fettnäpfchendichte auf dem Felde der Politik hoch und eine allzu liberale Haltung schlecht fürs Geschäft ist, hält man sich mit Statements zurück.
Clooney hingegen macht aus seiner Unterstützung für die US-Demokraten kein Geheimnis; Gattin Amal, Juristin mit Schwerpunkt Menschenrechte, hat sich unter anderem als Anwältin von Wikileaksgründer Julian Assange einen Namen gemacht.
Der Beitrag der Clooneys zur Lösung der sogenannten Flüchtlingskrise dürfte sich dennoch unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze bewegen. Dass der Filmstar mit Kanzlerin Merkels Flüchtlingspolitik „absolut einverstanden“ ist, wird sie möglicherweise freuen, am Sinn des Treffens im Kanzleramt sollte man dennoch zweifeln. Ja, man könnte sich sogar darüber ärgern.
Denn mit Symbolpolitik ist derzeit nichts und niemanden geholfen. Was anders aber ist der Berliner Plausch — außer einer Inszenierung, bei der die angeblich mächtigste Frau der Welt auch noch die Statistin gibt? Wir machen was! Sollte das die Botschaft des Kaffeekränzchens gewesen sein, war die Zeit verplempert. Denn in Wirklichkeit transportiert es etwas ganz anderes: Wir tun was — nämlich so als ob.
Beispiele dafür gibt es viele: Im Asylpaket II sind beispielsweise schnellere Abschiebungen beschlossen und verkündet worden, obwohl diese in der Praxis häufig scheitern. Straffällig gewordene Migranten sollen schon bei kleineren Vergehen das Land verlassen müssen, Erfolgsaussichten siehe oben. Medienberichte spekulieren über bald anstehende Abschiebungen per Charterflug nach Afghanistan. Das Wort von der „Abschiebe-Show“ macht die Runde. Auch andere tun so als ob. Siehe die Ausbeute der Großrazzia im Düsseldorfer Bahnhofviertel vor wenigen Wochen. 300 Polizisten, sieben Anzeigen und 40 Festgenommene — die alle schnell wieder freikamen.
Die Bilder der Aktion sahen aber entschlossen aus.