Kölner Hooligans jagen Gladbach-Fans - eine neue Qualität der Gewalt
Die Verfolgungsjagd auf der A3, bei der Holligans des 1. FC Köln einen Fanbus mit Anhängern von Borussia Mönchengladbach von der Straße drängten und attackierten, zeigt: Die Gewalt in und um den Fußball nimmt ständig zu. Runde Tische reichen nicht, um den Trend zu bekämpfen.
Mönchengladbach. Dass sich die Gewalttäter im Fußball auf das Umfeld der Stadien konzentrieren und nicht auf die Stadien selbst, ist keine neue Erkenntnis. Dass aber Gewalttäter regelrechte Verfolgungsjagden veranstalten mit dem Ziel, eine gegnerische Gruppe gezielt anzugreifen, ist eine neue Qualität, die zunächst sprachlos macht. Sie verdeutlich aber andererseits, dass bei neuen Formen der Gewalt auch neue Formen des Umgangs mit der Gewalt gefunden werden müssen. Auch wenn das Landesamt für polizeiliche Dienste in Nordrhein-Westfalen (LAPD) in der Jagd der Kölner Hooligans auf eine Gruppe Mönchengladbacher Fans aktuell „keine Trendwende in der Gewalt im Umfeld des Sports“ sieht.
„Wehret den Anfängen“, hat der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Wolfgang Niersbach, bei seiner Wahl in Frankfurt gesagt. Er meinte damit die antisemitischen Ausfälle von Fans des 1. FC Kaiserslautern gegen den israelischen Profi Itay Shechter. Er meinte aber auch die Dresdner Fans, die zuletzt auf dem Rückweg von Bochum in der Bahn einen türkischen Familienvater bedrohten und beleidigten. Niersbach meinte alle die, die den Fußball als Bühne der Gewalt missbrauchen.
Die Verfolgungsjagd auf der Autobahn vor Siegburg ist eine neue Stufe der Eskalation der Gewalt in Form von Revierkämpfen rivalisierender Fangruppierungen auf Kosten der Allgemeinheit. Motiviert durch krankhaften Hass auf Menschen, deren Idole in einem anderen Klub Fußball spielen.
Auch wenn keine Person verletzt wurde und es bei Sachschäden blieb, gibt es keine Entschuldigung für diese Übergriffe. Das sind keine Kavaliersdelikte, sondern Gewalttaten, die konsequent verfolgt werden müssen.
Wie es scheint, nimmt die Gewalt im Fußball insgesamt weiter zu. Und diese Gewalt offenbart sich in immer vielfältigeren Formen. Die der Fußball allein nicht bewältigen kann. Weil das Phänomen ein gesellschaftliches bleibt, müssen der Sport, die Politik, die Sicherheitskräfte und die Justiz intensiver zusammenwirken. Die Fanprojekte sind gefordert, die Deutsche Fußball Liga und der Staat.
Runde Tische beim Bundesinnenminister in Berlin mögen eine sinnvolle Sache sein, ausreichend sind sie ganz sicher nicht.