Kommentar Der Rausschmiss von Thilo Sarrazin - Aller guten Dinge sind drei

Meinung | Berlin · Sie wollen ihn loswerden, aber er will einfach nicht weichen. Daran wird auch die Entscheidung der Berliner Landesschiedskommission der SPD nichts ändern.

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Thilo Sarrazin ist zu allem entschlossen, auch zu einem Gang bis hin zum Bundesverfassungsgericht, um weiter Mitglied bei den Sozialdemokraten zu bleiben. Sein Fall ist für die Genossen zu einer schier endlosen, äußerst ärgerlichen Geschichte geworden.

Dabei geht es zunächst einmal grundsätzlich in Ordnung, wenn einem Parteiausschluss hohe Hürden gesetzt sind. Demokratisch verfasste Organisation  müssen abweichende Meinungen aushalten. Im Fall Sarrazin ist das freilich immer schwerer erträglich. Die  pseudowissenschaftlichen Thesen des einstigen Berliner Finanzsenators über Islam und  Integration, über Muslime und  Masseneinwanderung sind so ziemlich das  Gegenteil von dem, was die SPD politisch will. Schon vor rund einem Jahrzehnt machte Sarrazin mit provokanten Einlassungen über  angeblich negative Folgen der Einwanderung von sich reden. Es folgten  Bücher mit dem gleichen Thema, zuletzt unter dem Titel „Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“.

Stefan Vetter

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Wer wollte ernsthaft bestreiten, dass sich allein schon diese Überschrift rein gar nicht mit den Grundsätzen der SPD verträgt? Gerade seine Mitgliedschaft in dieser Partei ist jedoch auch ein Faktor für Sarrazins Popularität.  Damit hebt er sich aus der Masse der vielen anderen Apologeten im Land heraus. Die Sozialdemokratie als unfreiwillige Bühne.  Auch deshalb sein hartnäckiger Kampf,  diese  Bühne weiter nach eigenem Gusto bespielen zu können.

Ob das gelingt, könnte am Ende erst in Karlsruhe entschieden werden. Auch dadurch hält sich Sarrazin weiter im Gespräch.  Die SPD muss das in Kauf nehmen. Schon aus Gründen der politischen Selbstachtung. Es ist immerhin der dritte Anlauf für einen Rausschmiss.