Konjunktur: Der Aufschwung rückt näher

Zwar steht die Konjunktur in Deutschland immer noch auf tönernden Füßen, aber es zeigt sich das erste Licht am Ende des Tunnels. Mit den überraschend vielen Aufträgen, die die deutsche Industrie im Mai in ihre Orderbücher nehmen konnte, hat sich ein erster "harter" Frühindikator gedreht.

Der Bestelleingang ist mit Zahlen untermauert, die zum dritten Mal in Folge angestiegen sind - das bedeutet normalerweise Konjunkturwende. Bislang hatten nur die "weichen" Indikatoren wie Ifo-Geschäftsklimaindex nach oben gezeigt. Diese Signale beruhten aber allein auf Einschätzungen und nicht auf Zahlen.

Dass die Rezession gleich in einen Boom übergeht, darf aber niemand erwarten. Der Aufschwung wird lang und steinig. Nach über sechs Prozent Minus bei der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr sagen Ökonomen für 2010 höchstens ein halbes Prozent Plus voraus. Und niemand weiß genau, mit welchen eventuellen Rückschlägen noch gerechnet werden muss. Den Bankensektor - gefüttert mit hunderten Milliarden an Staatsgeldern - scheinen die Regierungen allerdings inzwischen in den Griff bekommen zu haben.

Eine bange Frage ist, wie lange kann der Konsum, der bisher ziemlich unbeschadet durch die Krise gekommen ist, die Konjunktur noch stützen. Am Arbeitsmarkt ziehen dunkle Wolken auf. Er hinkt mit etwa einem halben Jahr Verspätung der allgemeinen Wirtschaftslage hinterher. Bei erwarteten vier bis fünf Millionen Arbeitslosen wird die Konsumlust jedenfalls einen kräftigen Dämpfer bekommen. Das wird sich durch den wieder angesprungenen Export kaum ausgleichen lassen.

Besonders in der Autoindustrie tut sich nach Auslaufen der Abwrackprämie ein tiefes Loch auf. Die Käufe sind wegen der Staatssubventionen nur vorgezogen, diese Bestellungen werden im kommenden Jahr fehlen. Gerade in dieser Branche könnten aus heute tausenden von Kurzarbeitern leicht ebenso viele Arbeitslose werden. Zudem hat in vielen anderen Unternehmen, weil zu teuer, die Kurzarbeit an Reiz verloren und wird im Herbst auf den Prüfstand gestellt. Für etliche Arbeitnehmer könnte es dann heißen: Der Aufschwung ist da, aber wir sind unseren Job los. Hoffentlich kommt es nicht so.