Obamas Hand sollte ausgestreckt bleiben
Zum Dialog mit dem Iran gibt es keine Alternative.
Weltpolitisch betrachtet, entscheidet sich am Ende nicht in Teheran, ob die Hardliner gewinnen, sondern in Washington. Bei aller Enttäuschung darüber, dass der Holocaust-Leugner Mahmud Ahmadinedschad wohl an der Macht bleibt: Wenn es um Krieg und Frieden geht, entscheidet ohnehin nicht der (mehr oder weniger rechtmäßig) gewählte Präsident, sondern Revolutionsführer Ali Chamenei.
Auch bei einem Sieg des - in Wahrheit ja auch nur gemäßigten - Reformers Hussein Mussawi hätte kein Weg an dem obersten geistlichen und politischen Führer Irans vorbeigeführt. US-Präsident Barack Obama sollte sich darum nicht beirren lassen und weiter beharrlich den Dialog mit dem Regime suchen. Wollte der Westen nur mit lupenreinen Demokraten reden, müsste er sich auf Selbstgespräche beschränken.
Dass dieser direkte, vorbedingungsfreie Dialog kurzfristig zustande kommen kann, ist unwahrscheinlich. Die iranische Führung dürfte erst einmal eine Zeit mit sich selbst und vor allem mit ihrem Volk beschäftigt sein - und das ist auch gut so. Wenn der Rauch dann aber verflogen ist, werden auch Chamenei und Ahmadinedschad erkennen, dass sich die inneren und äußeren Bedingungen geändert haben.
Im Inneren wird sich der Geist der Freiheit, der sich im Wahlkampf entfalten konnte, nicht wieder so leicht einfangen lassen, wie die Massendemonstrationen am Montag zeigten. Immer weniger junge Iraner haben Verständnis dafür, dass ihr Land international isoliert ist. Hinzu kommt, dass das alte äußere Feindbild nicht mehr funktioniert.
Obamas Versprechen, einen von Respekt geprägten Dialog auf Augenhöhe zu beginnen, will so gar nicht zum "großen Satan Amerika" passen. Früher oder später werden die Mullahs einlenken und mit den USA sprechen müssen, auch wenn man sich davon keine Wunder versprechen sollte.
Auf Obama kommt es an. Er sollte nicht auf jene hören, die nach der Präsidentschaftswahl vor einer Radikalisierung Irans warnen. Diese Scharfmacher, von denen nicht wenige in Israel sitzen, haben ein Interesse daran, dass es zu keinem Dialog kommt. Sie würden lieber heute als morgen militärisch handeln und billigend in Kauf nehmen, die Welt in eine Katastrophe zu führen. Das gilt es zu verhindern.