Meinung Rentnern droht Armut

Im nächsten Jahr klettern die Renten so stark wie seit vielen Jahren nicht — um viereinhalb Prozent im Westen und um fünf Prozent im Osten. Vielen Ruheständlern wird die Freude darüber allerdings vermiest, weil sie wegen der üppigen Erhöhung nun eine Steuererklärung abgeben müssen.

Foto: Nele Eckers

Ist das ungerecht, gar ein Skandal? Nein, das ist es nicht. Der Hauptgrund für die wachsende Zahl von steuerpflichtigen Rentnern ergibt sich aus einem Gesetz, das durchaus sinnvoll ist: Während Arbeitnehmer zunehmend steuerfrei in die Altersvorsorge einzahlen, müssen Neurentner einen steigenden Anteil ihrer Renten versteuern. Das heißt: Der Fiskus greift erst dann zu, wenn die Einkommen in der Regel niedriger sind.

Das Drama um die Renten liegt nicht in der zunehmenden Besteuerung, sondern darin begründet, dass das Rentenniveau im Vergleich zum Lohnniveau stetig sinkt. Die Folge: Die gesetzliche Rente allein reicht immer weniger aus, um den Lebensstandard zu halten. Noch ist die Generation 65 plus eher selten von Armut bedroht. Andere Gruppen wie Alleinerziehende stehen da weit mehr im Fokus. Aber das wird sich ändern. Vielen Rentnern von morgen droht Armut.

Seit Langem predigt die Politik, wir sollen gefälligst privat vorsorgen. Nur: Bei vielen Arbeitnehmern reicht das Einkommen nicht aus, um fürs Alter Geld zurückzulegen. Und: Wer es schafft, wird oft enttäuscht. So fallen Riester-Renten niedrig aus und sind steuerpflichtig. Viele Unternehmen haben ihre Zusagen für Betriebsrenten gekürzt. Wer per Entgeltumwandlung alleine einzahlt, zahlt am Ende auf das Angesparte Steuern und Sozialbeiträge. Wenn die Politik Vorsorge will, muss sie effizienter helfen.