Meinung Schuberts verdiente Chance
Dass Lucien Favre weiterhin einen Wohnsitz in Mönchengladbach führt, ist verbürgt. Der Schweizer hat den einst schlingernden Traditionsverein Borussia Mönchengladbach auf seine ganz eigene Art konsolidiert, ja noch viel mehr: Er hat dem Club innerhalb seines vierjährigen Wirkens eine neue Identität gegeben.
Die ist gewachsen aus seiner Mannschaft heraus, aus der Art des Spiels — und hat von dort aus den Verein erfasst. So gesehen war Favre für den Club Gold wert. Besser kann ein Trainer nicht wirken.
Spätestens seit Freitag ist aber die bisherige Interimslösung André Schubert neuer Cheftrainer der Borussia. Wochenlang getestet und nun für geeignet befunden, ausgerüstet mit einem Vertrag bis zum Sommer 2017. Und glaubwürdig von Sportdirektor Max Eberl als jener Trainer vermittelt, der die Weiterentwicklung von Spielern und Mannschaft als Kapital dieses beeindruckend wachsenden Vereins vorantreiben kann.
Schubert hat sich diese Sicht auf ihn aus drei Gründen erarbeitet: Weil er aus Fehlern in der Vergangenheit gelernt und an seiner Persönlichkeit aktiv und spürbar gearbeitet hat. Weil er nachgewiesen hat, eine Gruppe erfolgreich hinter sich versammeln zu können. Und weil er dem Druck standhielt, mit unsicherer Eigenperspektive wochenlang an einem Vorgänger gemessen zu werden, der zwar Schuberts „Material“ geprägt hat, für ihn selbst aber eher Belastung ist. Sein Erfolg wird wesentlich davon abhängen, wie sehr sich der Verein von Favre emanzipiert und für die Entwicklung auf Schuberts Art bereit ist. Auch, wenn mal einige Punkte liegen bleiben.