Tarifabschluss der Metaller: Andere Branchen, bitte nachmachen!
Das Tempo der Metall-Tarifparteien ist beeindruckend.
Was war das denn? Ein bisschen Warnstreik, ein wenig Wortgeplänkel, und die Tarifparteien — die sich offiziell auf eine unendliche Nachtsitzung eingestellt hatten — legen in Rekordtempo eine Tarifeinigung auf den Tisch. Das riecht nach Sensation, zumal das Ergebnis aus Bayern das Zeug zum Pilotabschluss für alle 3,7 Millionen Metaller in Deutschland hat.
Vor allem ist es ein hervorragendes Zeichen, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch ganz vernünftig und ohne verstaubte Rituale wie unrealistische Einstiegsforderungen, verbale Scharmützel und wochenlange Streiks einigen können.
Speziell das Vermeiden der Streiks ist wichtig. Sie hätten nicht nur die Bilanz der Unternehmen verhagelt und die Netto-Einkommen der Arbeitnehmer vermindert, sondern wären auch ein schädliches Signal im internationalen Wettbewerb.
Für unser Image ist es wichtig, dass das Ausland Deutschland als Ort der Zuverlässigkeit und Stabilität wahrnimmt, wo man sich guten Gewissens geschäftlich engagieren kann. Der zurückliegende Arbeitskampf bei der Lufthansa hat leider schon genug Irritation gestiftet.
Hoffentlich nehmen sich in Sachen Geschwindigkeit andere Branchen ein Beispiel am Rekordtempo der Metaller, selbst wenn sie wirtschaftlich nicht so rosig wie diese dastehen. Dazu müssen allerdings langgediente Verhandlungsführer, die gewisse Rituale lieben, sich von manchen Gewohnheiten verabschieden.
Im Jahr 2013 sollten eigentlich Tarifkonflikte zwischen intelligenten Menschen nicht mehr dadurch gelöst werden müssen, dass man mit Transparenten durch die Straßen zieht, Parolen skandiert, Werkstore blockiert oder als Unternehmen seine Mitarbeiter aussperrt — und am Schluss doch kein nennenswert anderes Ergebnis als ohne all das Spektakel erreicht.
Voraussetzung für weitere flotte Tarifverhandlungen ist, dass sich beide Parteien Achtung und Vertrauen entgegenbringen und faire Angebote machen, die der einen Seite ausreichende Gewinne lassen und der anderen anständige Einkommen garantieren. Zudem muss der Irrglaube weg, eine Verhandlungsführung habe nur dann das Optimum herausgeholt, wenn sie Wochen oder gar Monate für den Abschluss brauchte.