Meinung Zeuge des Klimawandels
Meinung · Als NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser ihren ersten Waldzustandsbericht vorlegte, streifte sie in der Einleitung kurz die Funktionen, die der Wald hat neben seiner Rolle als Holzlieferant.
Als da wären: Luftreinhaltung, Klima, biologische Vielfalt, Erholung. Das klingt so banal und ist doch existenziell. Denn wenn der Wald geschädigt ist, steht viel mehr auf dem Spiel als nur Wohl und Wehe der Forstwirtschaft.
Waldzustandsberichte gibt es, seit in der 1980er Jahren die Angst vor dem Waldsterben durch den sauren Regen grassierte. Die damaligen Horrorszenarien haben sich nicht bewahrheitet. Aber der Zustand der Bäume hat sich in den 34 Jahren gleichwohl dramatisch verschlechtert. Der Jahresverlauf 2018, der in Serie Belege dafür lieferte, wie massiv der Klimawandel bis in unseren Breitengraden wirksam wird, sorgt auch für Dauerstress im Wald. Ein geschwächter oder gar abgestorbener Wald verstärkt aber wiederum die Konsequenzen des Klimawandels für uns alle.
Dabei endete die vergleichende Bestandsaufnahme bereits im August. Der spätsommerliche Verlauf des Herbstes bis in den November hinein hat die Situation noch einmal verschärft. Zahllose junge Baumkulturen haben das nicht überstanden und sind vertrocknet. Den Rest besorgt der Wildverbiss. Bei Waldschäden nur auf den Wald zu blicken, reicht daher nicht. Die Baumkronen sind zu Kronzeugen des Klimawandels geworden, denn ohne Sturm, Hitze und mangelnden Niederschlag hätten die Borkenkäfer nicht so leichtes Spiel. Wer den Wald schützen will, das ist die Lehre dieses Jahres, muss zwangsläufig auch über Klimaschutz reden. Die Hinauszögerung einer Entscheidung der Kohlekommission ist da kein ermutigendes Signal.
Der Wald sei andererseits auch zu einer erstaunlichen Erholung in der Lage, heißt es aus der Forstverwaltung. Voraussetzung: Das Wetter muss stimmen. Das klingt dann aber doch ein bisschen wie das Pfeifen im Walde.