Wischiwaschi-Gipfel in Pittsburgh
Mit hochgesteckten Zielen sind die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, die G-20-Gruppe, in die frühere Mega-Stahlstadt Pittsburgh am Ohio-River gereist.
Sie wollen endlich die Lehren aus der Finanzkrise ziehen, die vor fast genau einem Jahr mit dem Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers begann.
Dieser Gipfel will die Verursacher der Krise bezahlen lassen und hohe Schranken errichten, damit so etwas nie wieder passieren kann. Auch das bisherige angelsächsische Wirtschaftsmodell, das zu sehr auf Profit und Gier ausgerichtet ist, soll korrigiert werden.
Trotz hehrer Pläne: Am Ende des zweitägigen Gipfels wird wohl wieder nur eine gemeinsame Erklärung stehen, die kaum klare Stellungnahmen, sondern Wischiwaschi enthält.
Dennoch sollten die Europäer in der Stahlstadt hart bleiben und versuchen, ihre zahlreichen Vorschläge durchzusetzen. Auf sämtliche von ihnen vorgeschlagenen Regeln für die internationalen Märkte - am Ende eine Art "Weltfinanzpolizei" - wird man sich aber kaum einigen können.
Den komplexen Finanzsektor zu regulieren ist schwierig, zumal sich eine mächtige Lobby dem widersetzt. Selbst strengere Regelungen für die Eigenkapitalausstattung von Banken, mit denen sie für künftige Krisen besser gepolstert wären und der Steuerzahler mit seinem Staatsgeld länger außen vor bliebe, müssen gut durchdacht sein.
Denn je strenger die Regeln, desto weniger Luft haben die Banken für ihre Kreditvergabe. Am Ende zahlen Konsumenten und Kleinstunternehmen die Zeche, und der für 2010 geplante Aufschwung stockt.
Einen Durchbruch könnte es dagegen bei Gehaltsobergrenzen und Bonus-Regeln für Banker geben. Das Thema ist populär und als eine Art Strafaktion gegen die Verursacher der Krise längst überfällig.
Aber auch hier ist eine globale Regelung schwierig, da die Gehälter von Land zu Land stark schwanken.
Für wirkliche Lehren aus der Krise ist es sowieso noch zu früh. "Das Feuer brennt noch", stellt auch der Weltwährungsfonds fest.
Zumindest einige Glutnester müssen noch ausgetreten werden, die Konjunkturstützen noch weiter gehen. Sich unter Zeitdruck setzen zu lassen, ist falsch: Eine Jahrhundertkrise muss Jahrhundertreformen nach sich ziehen, und zwar richtige.