Bankberater: Das riesengroße Missverständnis
Bankkunden müssen kritischer werden.
Sie wollen nur unser Bestes - unser Geld. Zugegeben, der zynische Spruch ist nicht neu, aber er gibt gut die Gefühle enttäuschter Kunden wieder, die mehr oder minder blind den Beratern ihrer Bank vertrauten und einen großen Teil ihrer Ersparnisse und damit oft auch ihrer Altersvorsorge verloren. Das sind bittere Erfahrungen.
Wenn zum Jahrestag der Insolvenz der US-Bank Lehmann-Brothers die Stiftung Warentest feststellt, dass die Banken daraus nichts gelernt haben, schockiert das. Denn viele Geldinstitute haben offenbar die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Das Vertrauen in ihre Beratungsleistung ist erschüttert, also wäre es eigentlich eine gute Idee, sich wieder mehr auf konservative Anlagestrategien zu besinnen. Stattdessen scheinen sie schon wieder weiteres Vertrauen zu verspielen. Das ist nicht klug, wenn man weiterhin mit den Kunden Geschäfte machen möchte.
Andererseits unterliegen immer noch viele Anleger einem riesigen Missverständnis. Die Zeiten, da sie dem "Bankbeamten", wie man ihn einst nannte, blind vertrauen konnten, sind vorbei. Banken sind hart konkurrierende Unternehmen, und auch intern herrscht harter Wettbewerb zwischen den Mitarbeitern. Da ist die Gefahr groß, dass ein Produkt wegen der höheren Provision empfohlen wird - und nicht, weil es gut zu den Bedürfnissen des Anlegers passt. Da hilft nur: Kritisch die Angebote prüfen, vergleichen und sich auf keinen Fall spontan entscheiden.
Man mag diese Entwicklung beklagen, aber ein Stück dazu beigetragen haben wir als immer selbstbewusster werdende Verbraucher auch selbst. Beim "Bankbeamten" gaben wir uns mit mickrigen Sparbuchzinsen zufrieden. Heute sind viele von uns zu kurzfristigen und dank des Internets global agierenden Renditejägern geworden und verschärfen somit auch den Wettbewerb zwischen den Banken.
So agieren eben mündige Verbraucher. Warum auch nicht? Es herrschen neue Spielregeln. Und zu diesen gehört auch, dass der Kunde im Berater stets den Verkäufer sehen muss. Deshalb sind die meisten von ihnen, auch wenn sich der Eindruck derzeit aufzudrängen scheint, noch lange keine skrupellosen Abzocker. Der Anleger muss das alles nur einordnen können und sich entsprechend verhalten.