Meinung Zu viel Geld für Gas

Wer einen günstigen Gasanbieter sucht, hat es heute leicht. Ein paar Klicks auf den Preisvergleichsportalen im Netz reichen aus, um beim Preis ganz vorne zu sein. Trotz dieser maximalen Transparenz verzichten bisher vier von fünf Haushalten auf einen Wechsel — und verschenken damit viel Geld.

Vielleicht halten sie ihren Stadtwerken aber auch bewusst die Treue. Immerhin bleibt das Geld, das der örtliche Versorger verdient, in der Kommune. Der Gewinn entlastet die Stadtkasse oder hilft dabei, die Verluste der Stadtwerke bei Bahnen und Bussen auszugleichen. Durchaus gute Argumente, sich das Gas ein wenig mehr als notwendig kosten zu lassen.

Es darf allerdings bezweifelt werden, dass diese Denke die Mehrheit der Verbraucher vom Wechsel des Anbieters abhält. Unwissenheit und Trägheit dürften eine größere Rolle spielen. Sehr zur Freude der Versorger, zu denen nicht nur Stadtwerke, sondern auch Konzerne wie RWE gehören. Die Unternehmen profitieren stillschweigend davon, dass etwa 25 Prozent der Gaskunden den besonders teuren Grundversorgungstarif bezahlen. Und dass manche sich davor fürchten, nach einem missglückten Wechsel nicht mehr versorgt zu werden. Dabei ist eine Gas-Abschaltung gesetzlich ausgeschlossen.

Mit Recht kritisieren Verbraucherschützer, dass die Unternehmen erheblich gesunkene Einkaufspreise nicht an ihre Kunden weitergeben. Nur jeder dritte Anbieter ist überhaupt zu einer Reduzierung bereit. Im umgekehrten Fall klappt das viel besser: Wird das Gas teurer beschafft, zahlt der Verbraucher sofort drauf. Wer sich dagegen wehren möchte, hat sehr wohl die Möglichkeit dazu. Denn die meisten Anbieter locken Neukunden mit Bonuszahlungen. Aber Vorsicht: Tarife mit hohen Boni haben zwei Seiten. Im ersten Jahr sind sie günstig. Wer aber zum zweiten Jahr den Ausstieg verpasst, zahlt oft mehr als vor dem Wechsel. Das Sparen klappt nur mit Blick auf die Kündigungsfristen. Beim Wechsel des Stromanbieters läuft das Spiel übrigens genauso.