Meinung Terrorwarnung Handschrift
Man muss vermuten, dass Wassilios Fthenakis über eine sehr schöne und besonders gut lesbare Handschrift verfügt. Er ist Präsident des Didacta-Verbands, also der Chef eines Lobbyvereins für die Bildungswirtschaft, und hat sich in dieser Eigenschaft ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.
„Wir müssen dem Terrorismus von E-Mails und Whats App etwas entgegensetzen“, ließ er am Rande der Fachmesse verlauten, die genau so heißt wie sein Verband. Während man über Fthenakis Handschrift nur spekulieren kann, lässt sich über sein Verständnis von Terrorismus zumindest eines sagen: Der Mann weiß nicht, was er sagt. Terrorismus ist das, was tagtäglich in Syrien geschieht, das sind Messerangriffe auf offener Straße wie in Israel oder die IS-Anschläge auf und in Paris.
Das Verfassen von elektronischen Nachrichten ist hingegen Alltag für Millionen von Menschen. Die Fähigkeit, von Hand zu schreiben, lasse bei Kindern aber nach —, eben weil sie so viel auf Tastaturen oder Handydisplays unterwegs seien und dadurch die alte Kulturtechnik verlernten. Die Lage sei höchst besorgniserregend. Gemeint ist die Lage an der Terrorfront Schule.
Gewiss ist es nett, einen handgeschriebenen Brief in Händen zu halten. Besonders häufig kommt das aber nicht mehr vor. Das mag man bedauern, muss es aber nicht. Zumal die Klaue von manch Erwachsenem auch eine Zumutung ist — und die Digitalisierung nicht als Ursache herhalten kann. Wer sich für schöne Dinge begeistert, der wird sich beizeiten eine leserliche Handschrift zulegen — keine Sorge. Wem so etwas eh schnurz ist, dem ist auch nicht mit Schönschreibeübungen zu helfen.
Natürlich kommt jeder mal in die Situation, etwas mit der Hand schreiben zu müssen. Bei allem Kulturpessimismus darf man aber darauf hoffen, dass die zwölfjährigen Smartphone-Terroristen von heute das auch in 20 Jahren noch hinbekommen werden. Obwohl sie ja angeblich kaum in der Lage sind, 30 Minuten am Stück per Hand zu schreiben. Aber das machen sie ja ohnehin nur noch in der Schule.