Apostelin-Aktion im Bistum Aachen Initiative will Apostelinnen-Leuchter installieren

Kreis Viersen/Aachen · Die Rolle von Frauen ist von der Kirche lange vernachlässigt worden. Eine Initiative will Apostelinnen-Leuchter in Kirchen installieren.

Die KFD-Initiative will mit der Aktion möglichst viele Kirchengemeinden erreichen.

Foto: Bistum Aachen/aj

Maria Magdalena als Leitfigur für die lange unterschätzte und auch bewusst vertuschte Bedeutung der Frauen in der katholischen Kirche steht im Mittelpunkt einer besonderen Aktion im Bistum Aachen, zu der jetzt Vertreterinnen der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) und der Frauenseelsorge der Diözese bei einem Pressegespräch in Aachen den Startschuss gaben. Beim Frauentag des Bistums in Erkelenz kürzlich wurde die Initiative vorgestellt. Und schon vor dem offiziellen Beginn am 15. November sei die Resonanz unerwartet groß, verkündeten Madeleine Helbig-Londo, Referentin für Frauenseelsorge beim Bistum Aachen, und Yasmin Raimundo, Geistliche KFD-Leiterin, erfreut.

Kirchengemeinden können
sich bis Mitte Mai bewerben

Worum geht es? Kirchengemeinden im Bistum Aachen, die Maria Magdalena einen besonderen Platz geben und einen Apostelinnen-Leuchter geschenkt bekommen möchten, sind eingeladen, sich bis zum 15. Mai 2025 zu bewerben, sagt Michaela Klüttermann vom Frauenseelsorge-Team Region Heinsberg. Die Teilnehmenden können einen einmaligen Leuchter einer Künstlerin gewinnen, die ihren Entwurf als Unikat exklusiv und unter den Auflagen des Denkmalschutzes an die Ästhetik der gewinnenden Kirche anpasst, erläutert Kunsthistorikerin Anna Maria Wellding, Referentin für Kunst und Denkmalpflege beim Bistum.

Der Leuchter wird im Rahmen einer großen Spendenaktion, an der sich alle Interessierten beteiligen können, finanziert. „Schickt uns einen Text, in dem ihr drei gute Gründe nennt, warum ihr in Eurer Gemeinde, Kirche oder Pastoralem Raum einen Apostelinnenleuchter haben wollt. Wo könnte er installiert werden, und wie kann er ins Gemeindeleben, in die Gottesdienste und pastorale Praxis eingebunden werden?“, heißt es im Aufruf von kfd und Frauenseelsorge. Die frühere Bundestagsabgeordnete, Staatssekretärin und Grünen-Mitgründerin Christa Nickels aus Geilenkirchen ist als engagierte Katholikin, die seit 40 Jahren der KFD angehört, Schirmherrin der Aktion und wird auch in der Auswahl-Jury sitzen.

Warum Maria Magdalena? Und warum ausgerechnet ein Leuchter? Nicht nur der stets für Frauenrechte und echte Gleichberechtigung engagierten Schirmherrin Nickels ist es wichtig, die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche zu stärken und ihre Bedeutung zu unterstreichen. Dazu gehört für sie und ihre Mitstreiterinnen der Blick in die Geschichte. Und der beginnt mit den Menschen, die Jesus als Jünger und Jüngerinnen folgten. Letztere freilich wurden im Laufe der Jahrhunderte gern vergessen, blieben unerwähnt oder wurden, wie Nickels betont, schlicht in Männer umgewandelt: „Jüngere Forschung weiß, dass beispielsweise aus einer Jüngerin Junia kurzerhand ein Junius gemacht wurde.“

Der heiligen Maria Magdalena immerhin wurde schon immer eine besondere Rolle zugebilligt, vor allem aufgrund der Tatsache, dass sie als Erstzeugin der Auferstehung Christi gilt, die den Aposteln diese Botschaft überbrachte. Daher wird sie schon im dritten Jahrhundert von Hippolyt von Rom „Apostola apostolorum“ (Apostelin der Apostel) genannt, so wie sie später auch von den Kirchenlehrern Rhabanus Maurus oder Thomas von Aquin bezeichnet wird.

In vielen Kirchen gibt es zwölf Apostel-Leuchter, die für die zwölf in der Bibel erwähnten Jünger Jesu stehen. 2016 hat auf Wunsch von Papst Franziskus die Kongregation für Gottesdienst und Sakramentenordnung den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena am 22. Juli im römischen Generalkalender in den Rang eines Festes erhoben. Der besonders gestaltete Leuchter soll nun deutlich machen: Maria Magdalena gehört offiziell gleichberechtigt zum Zwölferkreis der Apostel und erhält als Apostelin der Apostel eine ganz besondere Bedeutung. „Sie steht für die vielen Frauen, die im Laufe der Kirchengeschichte und durch das Patriarchat unbedeutend und unsichtbar gemacht wurden“, betont die KFD.

Nickels‘ Ziel ist es, „verdeckte Spuren der Frauen in der katholischen Kirche offenzulegen – auch als Anregung und Ermutigung für Frauen, trotz vieler Enttäuschungen weiter für mehr Gleichberechtigung in der Kirche aktiv zu bleiben“.