Mit Papas Lederhose ins Gedränge

Oktoberfest: Die Schützen haben erfolgreich von kölschen Konzerten auf bayerisches Brauchtum umgesattelt.

Burscheid. Wer am Samstagmorgen über Muskelkater in Armen und Beinen klagte, kann den Abend zuvor nur auf dem Oktoberfest der Schützen verbracht haben. Was für den objektiven Beobachter wie eine überdimensionierte Gymnastikstunde am späten Abend aussah, war für die größtenteils in Trachten gekleideten Freunde des bajuwarischen Treibens ein Hochgenuss. Im Takt stemmten die über 400 Madln und Buam die stets gefüllten Bierkrüge in die Höhe, klatschten ekstatisch in die Hände und stampften mit den strammen Wadeln auf den Boden.

Zum zweiten Mal hatte der Lederhosen-Club des Burscheider Schützenvereins eine mordsmäßige Gaudi in der vereinseigenen Festhalle organisiert und zu diesem Zwecke die Wiesn-erprobte Kapelle "Die Sumpfkröten" nach Burscheid bestellt. Und die heizten in der ohnehin wohltemperierten Halle gleich von Anfang an ein.

Mit dem Oktoberfest-Anzapf-Lied "Ein Prosit der Gemütlichkeit" gaben die fünf Jungs aus der Steiermark die Marschrichtung für das Burscheider Oktoberfest vor. Schon beim feierlichen Einmarsch der in kurzen Hosen in Kuhfell-Optik gewandeten Musiker ging es im wahrsten Sinne hoch her - eine Bierzeltgarnitur diente vorübergehend als Bühne.

Dass die Wiesn-Band nicht zu Unrecht auf dem Münchner Oktoberfest zum festen Stamm der Kapellen zählt und jedes Jahr im Wein-Zelt auftritt, bewies Trompeter Harry, der von seinen Band-Kollegen neckisch als "die größte Kröte der Welt" bezeichnet wurde - er misst satte 2,03 Meter und konnte trotz seiner langen Finger das Instrument filigran bedienen.

Der Blick durchs Publikum verriet, dass es sich bei den meisten um echte Oktoberfest-Fans handelte. Anders kann man die viele Traditionsbekleidung nicht erklären. Prunkvolle Dirndl, fesche Lederhosen oder Filzhüte machten das besondere Flair aus. Sogar ein jüngerer Besucher wollte in nichts nachstehen. "Ich habe die Lederhose von meinem Vater ausgeliehen bekommen", berichtete Michael Hruschka (23), sichtlich angetan von der Stimmung.

Auch der Schützenverein, der das Fest mit rund 25 Leuten vorbereitet hat, präsentierte sich einheitlich bayrisch. "Unsere Frauen, ohne deren Unterstützung das Fest gar nicht zu stemmen wäre, haben sich extra für den Abend Dirndl besorgt", erklärt Peter Mihm vom Schützenverein, zusammen mit Klaus-Dieter Wolter vom Lederhosenclub Hauptorganisator.

Mit dem Oktoberfest haben die Burscheider Schützen einen adäquaten Ersatz für die früheren Konzerte mit den Bläck Fööss und den Höhnern gefunden. "Wir machen das, um den Verein am Leben zu erhalten", so Mihm. Dass man, wie schon beim Schützenfest, auf Eintrittsgelder verzichtet und auch die Verzehrpreise im Rahmen hält, soll nach Ansicht von Schützenvereins-Geschäftsführer und Pressesprecher Roland Schwamborn ein Signal an die Bevölkerung sein. "Wir möchten uns den Leuten gegenüber offen zeigen."