Freizeit in Düsseldorf Tanzen ist keine Frage des Gewichts
Düsseldorf · Chris Fandrey sorgt mit seiner Dance Company für Furore. Und er beweist damit, dass man als Top-Tänzer keine körperlichen Idealmaße benötigt.
. Chris Fandrey ist, sagen wir mal, recht kräftig. Das hindert ihn aber nicht daran, sein Leben dem Tanz zu widmen. Und das ziemlich erfolgreich. „Es ist egal, wie dick oder dünn, groß oder klein du bist. Hauptsache, du brennst für die Sache, besitzt das richtige Körpergefühl. Und du musst bereit sein, über dich hinauszuwachsen, denn Tanzen auf einem bestimmten Niveau ist Hochleistungssport“, sagt Fandrey. Diese Einstellung hat ihn schon auf die Bühne von Coldplay gebracht, auch in das Musikvideo von „Feels like I’m falling in love“ hat Fandrey es geschafft. Sein Gesicht erkennt man dabei allerdings nicht, denn er trägt eine Alien-Maske – warum, das ist eine andere Geschichte. Wie es dazu kam? „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, erklärt Fandrey geheimnisvoll.
Hier soll es jedenfalls vor allem um eines gehen: die von Chris Fandrey vor gut zehn Jahren gegründete Dance & Performance Company. Die ist ebenfalls ganz schön erfolgreich, landet bei nationalen und internationalen Wettbewerben eigentlich immer auf dem Treppchen. Und auch hier gilt: „Ich schließe niemanden aus, schon gar nicht wegen seines Gewichts. Was zählt, sind Talent, Disziplin, Leistungsbereitschaft – und dass man jeder Zeit authentisch bleibt.“
Inzwischen verlangt die Leitung der Company fast seine gesamte Aufmerksamkeit, sodass sich der 34-Jährige auf den Job als Trainer und Choreograf fokussiert. Das zahlt sich insofern aus, als seine Tänzerinnen oft für TV-Produktionen von „Got to dance“ (Pro7) bis zum „Tigerenten-Club“ (ARD), Shows für Beatrice Egli oder Ross Antony oder auch schon mal Firmenfeiern gebucht werden. Das Team besteht aktuell aus 18 Tänzerinnen zwischen 18 und 30 Jahren, die in unterschiedlichen Konstellationen auftreten und an die 100 verschiedene Choreografien beherrschen – woraus sich auch schon mal ein Drei-Stunden-Programm kreieren lässt. Motto (zum Beispiel New York, High School, Tribute to Jennifer Lopez) und Kostüme variieren entsprechend. Einen festen Standort hat die Truppe nicht, trainiert wird momentan vor allem bei Helvetia Sport an der Herzogstraße, wo man sich eingemietet hat. „Wir sind noch auf der Suche, haben etwas in Aussicht, aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern“, sagt Fandrey.
Chris Fandrey hat eine klassische Ausbildung als Tanzlehrer genossen, ist unter anderem Hip-Hop-Master-Instructor, war in einer Tanzschule angestellt, ehe er sich selbstständig machte. „Die Mädchen haben fest an mich geglaubt und mich in meiner Entscheidung bestärkt“, sagt er rückblickend. Fandrey war auch schon Weltmeister und Deutscher Meister im Solo-Videoclip-Dancing. Bereits als Kind war sein Weg vorgezeichnet, als Mitglied der „Tanzenden Teufelchen“ in einer Kirchengruppe reifte bei ihm der Gedanke, dass Tanzen mehr sein könnte als nur eine Hobby.
Diese Einstellung verkörpern längst auch seine jungen Tänzerinnen. „Es ist auf jeden Fall eine Leidenschaft, der Tanz begleitet mich schon mein halbes Leben“, erzählt Marisa Jun. Pia Schüpper betont, dass innerhalb der Company zudem echte Freundschaften entstanden sind, „allein schon deswegen kommt man gerne zum Training“. Der Sonntag ist für alle Pflicht, dann wird an den Choreografien gefeilt, bis zu viermal die Woche versuchen die Tänzerinnen zu trainieren. Das wurde in der Vergangenheit schon mit großen Auftritten belohnt, wie etwa auch bei den „Screenforce Days“, wenn alle TV-Sender einen Einblick in ihr neues Programm gewähren.
Für Chris Fandrey ist Tanzen eine Lebenseinstellung. „Ich versuche, nicht nur Schrittfolgen, sondern auch Werte wie Respekt, Toleranz und Offenheit zu vermitteln. Es mag kitschig klingen, aber würde es noch mehr Tänzer geben, wäre die Welt besser“, betont er. In seiner Company zählen optische Oberflächlichkeiten jedenfalls nichts. „Tanzen ist für alle, die richtige Konfektionsgröße spielt dabei ganz bestimmt keine Rolle“, sagt Fandrey. Der von ihm ins Leben gerufene Hashtag „#Dancehasnosize“ spiegelt das vortrefflich wider.