Wärmewende in Düsseldorf Solaranlage darf Fernwärme nicht unterstützen
Düsseldorf · In einem 50 Jahre alten Mehrfamilienhaus im Zooviertel soll die Ölheizung ersetzt werden. Die Stadtwerke liefern allerdings keine Fernwärme, wenn künftig auch mit Strom vom Dach geheizt wird. Was ist da los?
Eigentlich klingt das doch nach einer guten Sache: In einem Mehrfamilienhaus im Zooviertel aus den 70er Jahren soll die Ölheizung ersetzt werden. Das Konzept des beauftragten Experten Rico Friedrich sieht als Ersatz Fernwärme vor und die Kombination mit Photovoltaik. Mit diesem Strom vom Dach soll ebenfalls das Wasser für die Heizungen erwärmt werden, wenn die Sonne entsprechend scheint. Für Friedrich ist klar, dass das die beste Option für die Eigentümergemeinschaft ist. Und das Ganze sei zudem im Sinne der dringend benötigten Wärmewende und dem damit verbundenen Ausbau von erneuerbaren Energien. Es gibt nur ein Problem: Die Stadtwerke wollen die Fernwärme nicht liefern, wenn die Wärme im Haus auch noch über die Solarpaneelen auf dem Dach erzeugt wird. Wie das?
Die Stadtwerke haben ausführlich auf die Anfrage geantwortet. Sie führen zunächst aus, dass die Fernwärme bei den Stadtwerken heute noch zu einem großen Teil aus nicht erneuerbarer Energie gespeist wird, nur zu rund 20 Prozent ist das anders. Der Anteil soll in Zukunft immer weiter wachsen.
Für das Vorgehen im konkreten Fall führen die Stadtwerke eine Grundsatzentscheidung an: Fernwärme wird demnach nur bei Vollversorgung geliefert. Der Grund: „Fernwärme als Konzept für die Wärmewende lebt im Wesentlichen vom besseren Angebot an (grünen) Wärmequellen, die dezentral nicht oder nicht so effizient nutzbar sind – zum Beispiel Biomasse, Tiefengeothermie, Müllverbrennung, Abwärme. Dem steht als Nachteil ein hoher Aufwand für den Aufbau der Infrastruktur gegenüber, der aber bei Vollversorgung durch die geringeren (volkswirtschaftlichen) Kosten bei der Wärmebereitstellung gerechtfertigt wird.“ Hinzu komme zudem, dass in Fällen wie beim Haus im Zooviertel vor allem in Spitzenlastzeiten, also wenn es dunkel und sehr kalt ist, die Fernwärme benötigt werde. Dann basiert sie selbst aber auch weniger auf „guten Erzeugungstechnologien“, wie solarer Wärme, und ist laut Stadtwerken nur effizient wie ein Gaskessel im Keller, während die Kosten für die Infrastruktur hoch sind. „Da treffen die schlechtesten Aspekte beider Welten aufeinander.“ Der volkswirtschaftliche Nutzen sei nicht gegeben. „Folgen für das Fernwärme-System wären erhöhte Fernwärme-Kosten und erhöhte Emissionen.“
Friedrich kann die Argumentation nur schwer nachvollziehen. So würde die Photovoltaikanlage nur 15 bis 20 Prozent der benötigten Wärme decken, die Fernwärme werde längst nicht nur zu Spitzenlastzeiten gebraucht, wie die Stadtwerke sagen. Vor allem sagt der Elektrotechnikermeister sowie Installateur- und Heizungsbauermeister:
„Ich verstehe die Stadtwerke betriebswirtschaftlich. Aber die gesamtgesellschaftliche Herausforderung lösen wir so nicht.“ Im konkreten Fall könne es sein, dass die Eigentümer die Ölheizung behalten. Eine Wärmepumpe müsse von einer zu aufwendigen und teuren Sanierung begleitet werden, komm also nicht in Frage. Mit der Solaranlage wären die Eigentümer wiederum nicht komplett abhängig von den Stadtwerken und ihren Fernwärmekonditionen. Zudem werde sich die Photovoltaikanlage auch finanziell auf Dauer rechnen. Und für die Stadtwerke gut wäre zudem, dass überschüssige Energie vom Dach durch ihre Einspeisung nicht die Netze belaste, sondern vor Ort für die Wassererwärmung genutzt werde.
Friedrich ist von der Reaktion
des Ministeriums enttäuscht
Friedrich hatte sich mit der aus seiner Sicht sehr unbefriedigenden Situation auch an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gewendet. Die Antwort aus dem Ministerium fiel aus seiner Sicht enttäuschend aus. Kurzum: Es bestehe Vertragsfreiheit, da mische man sich nicht ein.
„Das ärgert mich schon, dass man sich in Berlin und auch bei den Stadtwerken keine Mühe gibt, eine Lösung zu finden.“
Für Friedrich könnte die einfach sein. Die vor Ort erzeugte Wärme sollte der Energiebilanz der Stadtwerke zugeschrieben werden. Der Energieversorger hätte sogar den Vorteil, dass ein Teil der nötigen Investitionen für die angestrebte Dekarbonisierung von den Gebäudeeigentümern übernommen würde. „Aber dann muss man auch über mögliche Lösungen sprechen.“