Auch Falschparker sind immer rücksichtsloser

Dezernent Stephan Keller ist besorgt über stark steigende Fallzahlen — plus zehn Prozent.

Düsseldorf. Mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Unfallfluchten. Das war die ernüchternde Bilanz der Polizei bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik 2011. „Das Klima im Verkehr wird rauer“, das sagten Martin Vonstein, Leiter der Polizeidirektion Verkehr — und später auch 78 Prozent der WZ-Leser bei unserer Online-Umfrage.

Und auch im ruhenden Verkehr sieht es nicht viel besser aus: Die Zahl der eingeleiteten Ordnungswidrigkeitsverfahren stieg von 2010 zu 2011 um fast zehn Prozent auf 462 877. Dazu gehört Parken auf Gehwegen, im absoluten Halteverbot oder auf Behindertenparkplätzen. Die Zahl der nötigen Abschleppmaßnahmen stieg sogar um mehr als 22 Prozent auf 7613 (Vorjahr: 6218).

Diese Zahlen teilte Ordnungsdezernent Stephan Keller jetzt auf WZ-Anfrage mit. Er bilanziert: „Viele stellen ihr Auto einfach irgendwo ab, um es quitt zu kriegen, ohne sich Gedanken um andere Verkehrsteilnehmer zu machen. Diese Ignoranz kann man irgendwo zwischen Gedanken- und Rücksichtslosigkeit verorten. Da muss man gegensteuern.“

Genau das tun die mehr als 160 Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung auch. Keller: „Die gestiegenen Zahlen sind zum Teil sicher auch darauf zurückzuführen, dass wir genauer hinschauen.“ In Zukunft werde es weitere Schwerpunktaktionen geben.

Im fließenden Verkehr wurden indes etwas weniger Verfahren eingeleitet: Die Zahl von 194 565 bedeutet ein Minus von 0,8 Prozent. Ursache dafür sind technische Probleme: Bei der Blitzanlage an der A 44 gab es Defekte in der Fahrbahn. „Zur Reparatur mussten die Sensoren ein- und später wieder ausgebaut werden. Über Monate hat die Anlage auf einzelnen oder mehreren Spuren nicht funktioniert“, erklärt Keller.

Die Fallzahlen sanken folgerichtig um 24 Prozent auf 56 000. Einen Rückgang um neun Prozent auf 53 000 gab es auch beim Rheinufertunnel — dort haben Schnee und Matsch am Anfang des letzten Jahres dazu geführt, dass die Kameralinsen immer wieder schnell verdreckt waren. Viele Bilder konnten nicht ausgewertet werden. In der Folge sind auch die Einnahmen für die Stadtkasse gesunken: 13,2 Millionen Euro kamen 2011 herein, knapp 600 000 Euro weniger als im Jahr zuvor.

Spitzenreiter unter den Verkehrsrowdys war ein Bergheimer, der auf der A 44 statt der erlaubten 100 km/h mit 191 unterwegs war. Die Quittung: drei Monate Fahrverbot, vier Punkte in Flensburg und 600 Euro Bußgeld.