Kunst in Düsseldorf Mehr als nur ein aufstrebender Künstler
Düsseldorf · Der 18-jährige Johannes Armborst besucht noch die Schule, hat aber schon mehrere Ausstellungen bestückt. Seine spezielle Form der Urban Art kommt an in der Szene. Dennoch will er nach dem Abi erst mal an die Kunstakademie.
Johannes Armborst ist gerade 18 Jahre alt geworden. Das ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Außergewöhnlich ist jedoch, dass der Schüler des beruflich orientierten Lore-Lorentz-Gymnasiums seit mindestens einem Jahr ein gewisses Renommee in der Kunstszene genießt. Wirklich verwunderlich ist das hingegen nicht, denn er stammt aus einer ziemlich kreativen Familie – der Vater war Künstler, der Opa auch und sogar die Oma war künstlerisch aktiv. „Meine Familie hat mich natürlich sehr beeinflusst, das Geometrische von Opa, das Räumliche bei Oma und irgendwie alles bei meinem Vater“, sagt Armborst.
Jedenfalls hat der 18-Jährige, der vor der Kunst trotz dem ein oder anderen Streetart-Workshop vor allem Breakdance und HipHop zugetan war, längst seinen eigenen Weg gefunden. Alles spielt sich im weitesten Sinne im Bereich Urban-Art, Graffiti-Kunst und Style-Writing ab, wobei der Untergrund so variabel ist, dass er fast schon so etwas wie ein Markenzeichen bei Armborst geworden ist. Er bemalt gerne Spielzeugzüge oder Plexiglasscheiben, zieht das kleine Format der großen Leinwand vor – und ist dabei immer unberechenbar. „Ich zeichne zum einen schon sehr streng, versuche das dann aber auch immer aufzubrechen, peppiger und dynamischer zu werden“, sagt er. Und auch wenn der junge Künstler dabei meist abstrakt bleibt, ist auch hier kein Verlass auf eine einheitliche Linie: Ein kleines Männlein taucht immer wieder auf in seinen Bildern, „es ist schon zu einer Art Erkennungszeichen geworden, es bricht das Geometrische auf“, so das Mitglied des Malkastenvereins.
Apropos: Hier durfte Johannes Armborst im Rahmen der Jahresausstellung Ende 2022 erstmals der Öffentlichkeit zwei seiner Bilder zeigen, „Das kleine Format“, so die Vorgabe, war wie für ihn gemacht, auch hier geht das Männlein „Bei Wind und Wetter“ mit dem Hund raus. Auf das Talent des damals 17-Jährigen aufmerksam wurde Wolfgang Horn, Kurator im VVV in Oberkassel (Verkehrs- und Verschönerungsverein) – und Horn gewährte Armborst erstmals die große Bühne. „Das war schon so etwas wie ein kleiner Durchbruch für mich“, erzählt er rückblickend.
Von-Fraunberg-Art-Gallery präsentierte seine Arbeiten
Im Juni dann durfte der junge Künstler einige seiner Arbeiten in der renommierten Von-Fraunberg-Art-Gallery an der Luisenstraße im Rahmen der Ausstellung „From Contemporary To Urban Art“ an der Seite von Maxim Wakultschik, Frederik Erichsen und dem Kölner Graffiti-Künstler SeiLeise zeigen. Ein solches Pseudonym hat übrigens auch Armborst schon: Wer ihn etwa auf Instagram sucht, sollte das Kürzel Joar verwenden.
Was der 18-Jährige noch nicht hat, ist ein eigenes Atelier, und daher hat er sein Zimmer im Elternhaus an der Lindemannstraße – die Mutter ist übrigens keine Künstlerin im eigentlichen Sinne, sondern Zahnärztin – vorläufig einfach in ein solches verwandelt. Ohnehin steht augenblicklich ja noch die Schule im Vordergrund, neben dem Abi lässt er sich zum gestaltungstechnischen Assistenten ausbilden. Was danach kommt, ist für Armborst dennoch klar: „Ich werde mich bei der Kunstakademie bewerben. Die Kunst ist für mich kein Hobby, sondern mein Leben, dazu gibt es für mich keine Alternative.“ Da er auf Lehramt studieren will, ist dann wohl auch der berufliche Weg abgesichert, sollte es doch nichts werden mit der Künstlerkarriere. Und wenn er dann womöglich doch bald sein eigenes Atelier hat, „dann könnte ich mir auch vorstellen, großformatiger zu werden“.
Inzwischen häufen sich auf jeden Fall die Einladungen, die ihn über Instragram erreichen, die nächste Ausstellung ist in Planung, „spruchreif ist aber noch nichts“. Wann und wo Johannes Armborst künstlerisch tätig ist, spielt für ihn keine Rolle, „das geht immer und überall, ich muss dafür auch nicht zwingend nach draußen gehen, um mich inspirieren zulassen. Und es ist für mich alles kein Zwang, ich kann durchaus mal länger eine Pause machen“, erklärt er. Auftragsarbeiten zu erledigen, kann er sich vorstellen, Wandgestaltung etwa würde ihn interessieren – was beweist, dass der 18-Jährige bereits in größeren Sphären denkt. Bilder in Serie zu erzeugen, ruft hingegen Skepsis bei ihm hervor: „Da ist mir das Unikat doch lieber.“ Dass er schon ein paar Sachen verkauft hat, freut ihn aufrichtig: „Wenn jemand bereit ist, meine Kunst bei sich zu Hause aufzuhängen, dafür sogar Geld zahlt, kann ich doch gar nicht so falsch liegen, mit dem, was ich mache.“