Insolvenz von Projekt-Entwicklern Immobilien-Pleiten verschärfen die Düsseldorfer Wohnungsnot
Düsseldorf · Project Immobilien und Euroboden sind insolvent, die Adler-Group hoch verschuldet. Das sind die Folgen für 15 Projekte in Düsseldorf.
In nur wenigen Tagen wurde der Traum von einer eigenen Wohnung für viele Menschen zum Albtraum: Mit Project Immobilien und Euroboden mussten zwei der größten deutschen Wohnbau-Entwickler vergangene Woche Insolvenz anmelden – und brachten damit zahlreiche Singles, Paare und Familien in Not. Sie alle sind Bauherren, die teilweise schon ein Vermögen für ihre Wohnung überwiesen haben und nun befürchten müssen, dass das Projekt niemals fertig wird und ihr Geld weg ist. Für Düsseldorf bedeuten die Pleiten einen Stopp bei zehn Projekten, bei denen mehr als 500 Wohnungen entstehen sollen. Und dann sind da noch sechs Flächen der Adler-Group, die hoch verschuldet ist. Auch dort kreisen die Kräne nicht, die Zukunft von bis zu 5000 Wohnungen ist fraglich. Dabei ist neuer Wohnraum für die wachsende Stadt Düsseldorf immens wichtig – sonst steigen die Mieten noch schneller. Wir zeigen zum Auftakt unserer Immobilien-Serie, wo es aktuell stockt.
Project Immobilien: Der Baustopp
Die Namen der Projekte des Nürnberger Entwicklers versprechen gemütliches Großstadtflair: „Unser Bilk“ an der Fleher Straße, „Bilkster“ an der Bilker Allee, „The Pulse“ am Worringer Platz und „Ludwigs Hafener“ an der Ludwigshafener Straße in Eller. 217 Wohnungen entstehen laut Plan auf diesen vier Baustellen, spätestens seit dieser Woche aber arbeitet dort niemand mehr. Am 10. August hat Project Immobilien Insolvenz angemeldet, erst mehrere Tage danach bekamen betroffene Bauherren eine Nachricht vom Insolvenzverwalter Schultze & Braun. „Für jedes einzelne Projekt müssen jetzt der Bautenstand, der Abrechnungsstand, offene Verbindlichkeiten und der Finanzbedarf ermittelt werden“, heißt es. Für die 31 Käufer der Wohnungen in „Unser Bilk“ ist die Pleite besonders bitter, denn sie haben wegen des Baufortschritts schon 70 Prozent des Preises bezahlt. Das hat ein Betroffener vor Medien bestätigt. Aktuell versuchen sich die Bauherren zu sammeln und zu vereinen, um möglicherweise auf eigene Faust weiter zu bauen. Bei den anderen drei Projekten ist der Rohbau noch nicht fertig, die Handwerker haben alle Gerätschaften abgebaut und warten selbst auf Zahlungen in Millionenhöhe. Am Worringer Platz steht noch das frühere Theater „Botschaft“ an dem Ort, wo mal mehr als 130 neue Wohnungen stehen sollen. Neben den vier bereits zum Verkauf stehenden Projekten besitzt Project Immobilien noch fünf weitere Grundstücke in Düsseldorf, auf denen mehr als 150 weitere Wohnungen entstehen sollten. Die Flächen in Eller (Dillenburger Weg und Jägerstraße), Heerdt (Hansaallee und Heerdter Landstraße) sowie Stadtmitte (Oststraße) sind noch nicht über den Planungsstatus hinaus gekommen.
Euroboden: Die Gebäudehülle
Für das Münchner Unternehmen sollte das Projekt in Gerresheim der erste Schritt einer Expansion in Düsseldorf werden. Doch am 14. August meldete Euroboden Insolvenz an. Gründe: Die Baukosten explodieren, Kredite sind deutlich teurer geworden und Grundstücke sowie Wohnungen verkaufen sich schwerer als vor einem Jahr. So bleibt von dem Plan, 150 Wohnungen auf der Heyestraße hochzuziehen, vorerst nur eine leere Gebäudehülle. Auf dem 9000 Quadratmeter großen Grundstück steht noch die frühere Zentrale der Unfallkasse NRW. Das Büro-Gebäude wollte Euroboden in ein Wohnhaus umfunktionieren und daneben Reihenhäuser errichten. Jetzt ist die Zukunft völlig ungewiss, die Bezirksbürgermeistern hofft auf eine Rettung durch die Stadt oder eine Genossenschaft.
Adler-Group: Die Brachen
Ein Potenzial von bis zu 5000 Wohnungen entfällt auf sechs Flächen der Adler-Group, zu denen Verkaufsgespräche laufen. Die Stadt hat hier teils Vorkaufsrechte beschlossen, um weiterer Spekulation entgegentreten und ihre Planungsziele sichern zu können. Wie viele Wohnungen es tatsächlich insgesamt werden, hängt vom Stadtrat ab. Klar ist das Volumen beim Grand Central an der Erkrather Straße. Dort sind 147 Sozialwohnungen im Bau, weitere knapp 1000 Wohnungen können entstehen. Der ursprüngliche Entwickler Catella verhandelt über den Rückkauf der Flächen, rund zehn Wohnbaufirmen sollen die Einzelprojekte dann umsetzen. Relativ weit ist man auch bei der Entwicklung des Vorhabens „Parkblick“ an der Ernst-Poensgen-Allee. Hier gibt es eine erste Baugenehmigung, es geht um 84 Luxuswohnungen am Wald. Die laut Handlungskonzept Wohnen notwendigen Sozialwohnungen sind bereits im Grafental entstanden. Dort soll es im Abschnitt Ost weitere gut 400 Wohnungen geben.
Die Stadt kann sich den Erwerb des ehemaligen Glasmacherviertels vorstellen. Sie prüft eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM), also den Ankauf des Areals, will alternativ verlässliche Partner begleiten. Auf dem Gerresheimer Gelände werden zwischen 1000 und 1500 Wohnungen entstehen. Beim großen Areal südlich der Hildener Straße in Benrath gibt es zwei Vorkaufsrechtsatzungen. Eine SEM wird auch hier geprüft. Ziel: vermutlich unter 1000 Wohnungen.
Zur Bauruine droht der Upper Nord Tower zu werden (400 Wohnungen). Der Turm wurde in den unteren Ebenen begonnen, die Baustelle ruht aber seit rund drei Jahren.