Die „Bambi-Töter“: Jäger kämpfen gegen Vorurteile

Sie schießen nicht nur Gänse am Unterbacher See, sie sorgen auch für Artenreichtum.

Düsseldorf. Mit Kleinkaliberwaffen und Schalldämpfern sind die Jäger auf der Pirsch, wenn sie Jagd auf Kaninchen am Benrather Krankenhaus machen. Und auf dem Nordfriedhof kommen sogar Falkner mit ihren Vögeln zum Einsatz, um die Zahl der Nager zu dezimieren.

Düsseldorfs Jäger sind nicht nur im Wald den Rehen und Wildschweinen auf den Fersen, sie betreiben auch viel Aufwand, um im Stadtgebiet die Wildschäden klein zu halten und Bürger dabei so wenig wie möglich zu behelligen.

Aktuellstes Beispiel: die Kanadagänse am Unterbacher See. Auch wenn eine Reihe von Tierfreunden gegen den Abschuss der 190 Gänse Sturm läuft - die Einsätze der Jäger finden offenbar immer mehr Zuspruch bei den Bürgern, wie Manfred Seibel, Pressesprecher der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann, berichtet. Gänse, deren Kot die Liegewiesen übersäen, und Kaninchen, die ganze Grab-Bepflanzungen kahl fressen - da hört für viele die Tierliebe auf.

"Das Image der Jäger hat sich deutlich verbessert. Immer mehr Bürger sehen ein, dass wir nicht wahllos alles totschießen, sondern auch im Dienst der Bürger den Wildbestand deckeln." Zudem würden Hege- und Pflegearbeiten der Jäger sowie das Anlegen von Biotopen und Hecken an Beachtung und Bedeutung gewinnen.

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Auch bei der Unteren Jagdbehörde, sagt Sachbearbeiter Jörg Nicolaye, werde verstärkt der Einsatz der Jäger erbeten. Die Populationen wachsen so stark, dass Füchse, Marder und Kaninchen selbst in kleinsten Stadtgärten ihren Lebensraum suchen. Rund 200 Füchse seien innerstädtisch unterwegs.

"Die Zahl der Beschwerden wegen Wildschäden ist auf knapp 90 im Jahr angewachsen", berichtet Nicolaye. Gering dagegen sei die Zahl der Beschwerden über die Jagdausübung selbst. "Die wenigsten beklagen unsaubere Schüsse, eher sind die Anrufer erschrocken, weil ihnen zum Beispiel in den frühen Morgenstunden am Rhein ein Jäger mit Gewehr über den Weg gelaufen ist", sagt Nicolaye.

Was kaum jemand weiß: "Außerhalb von Friedhöfen, Parks und bebauten Flächen, wo nur mit Ausnahmegenehmigung gejagt werden darf, ist überall Jagdrevier." Düsseldorf ist in 25 Jagdbezirke aufgeteilt.

Parallel zum verbesserten Image wachse auch das Interesse am Jagdschein: Rund 80 Männer und 20 Frauen machen pro Jahr das "Grüne Abitur", das viel Geld (rund 2000 Euro) und viel Zeit (acht Monate lang dreimal pro Woche Lehrgang und samstags Schießen) kostet. Ein Viertel aller Prüflinge fällt durch. "Trotz allem hängt uns noch immer das Bambi-Syndrom an mit dem Vorwurf, dass wir süße Tiere einfach totschießen", beklagt Seibel. "Wir schießen keine Kitze, sondern nur kranke und schwache Tiere."

Seibel gibt zu, dass es auch schwarze Schafe gebe, denen es alleine um den Abschuss gehe. "Aber für die Mehrheit unserer Jäger gilt es, den Artenreichtum zu erhalten. Schließlich schießt sich keiner seinen Bestand kaputt."

Und wer einmal mit einem Jäger unterwegs war, wisse, wie mühselig und zeitintensiv die Jagd oft sein kann: Bis der Jäger ein Wildschwein vor der Flinte habe, brauche er nicht selten 40 bis 50 Stunden Geduld.