Schwerpunkt in Düsseldorf Düsseldorfer Polizei schnappt Mitglieder von Katalysatoren-Bande
Düsseldorf · Immer häufiger werden Katalysatoren wegen der wertvollen Edelmetalle aus Autos herausgeschnitten. In akribischen Ermittlungen hat die Polizei in Düsseldorf eine Bande hochgehen lassen – ein Verdächtiger ist noch auf der Flucht.
Sie schlagen meist an abgeschiedenen Parkplätzen zu, am Unterbacher See oder in Gewerbegebieten rund um den Flughafen. Mit dem Auto fahren sie ran, suchen sich ein Fahrzeug aus, bocken es mit dem Wagenheber auf, trennen den Katalysator heraus und verschwinden wieder – das alles dauert mitunter nur zweieinhalb Minuten. Aus dem Diebstahl von Katalysatoren hat eine Bande aus acht Männern, 19 bis 28 Jahre alt, die von Düsseldorf aus agierten, offenbar ein Geschäftsmodell gemacht. Sieben Tatverdächtige hat die Polizei mittlerweile festgenommen – ein Mann ist noch auf der Flucht.
Die Zahl dieser Diebstähle ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Bis 2019 gab es kaum Fälle, mittlerweile ist es monatlich eine zweistellige Zahl, sagt Kriminaldirektor Martin Mehlhorn. „Im Durchschnitt vergeht kaum ein Tag, ohne dass ein Katalysator gestohlen wird.“ Meist schlagen die Diebe auf abgeschiedenen Parkplätzen zu und nehmen ältere Fahrzeuge aus. Grund dafür sind die im Kern versteckten Edelmetalle, etwa Palladium und Platin. Je nach Modell bringen sie 180 bis 750 Euro pro Stück ein. „Die Täter müssen dafür nicht viel können“, sagt Mehlhorn. „Sie müssen nur dreist sein.“
Der Bande auf die Spur zu kommen war dennoch nicht so leicht. Die Polizei hat die Ermittlungskommission „Kat“ eingerichtet mit dem Ziel, die vielen Einzelfälle in Düsseldorf und den Nachbarstädten einer Gruppe zuordnen zu können. Über Tatort-Spuren, Funkzellendaten von geparkten Autos, Blitzerfotos und Videoaufnahmen von Tankstellen gerieten zwei Autos, ein Audi und ein BMW, in den Fokus der Ermittler. Die Wagen hielten sich häufig zum Tatzeitpunkt um die Tatorte herum auf. Sie ließen sich jedoch nicht direkt Personen zuzuordnen, da sie regelmäßig die Kennzeichen wechselten, von niederländisch zu rumänisch. Um die Wagen – und damit die Verdächtigen – zu finden, observierten die Ermittler nachts in Düsseldorfer Straßen. Nach zwei Wochen kam der erste Erfolg: Sie entdeckten den BMW an einer Straße im Süden und statteten ihn mit einem Peilsender aus.
Männer kommen aus Rumänien und waren schwer greifbar
Über weitere Ermittlungen konnte die Polizei acht tatverdächtige Männer, 19 bis 28 Jahre alt, identifizieren. Da sie jedoch alle aus Rumänien stammen und gar nicht in Deutschland gemeldet sind oder nicht an ihrer Wohnadresse leben, waren sie schwer greifbar. Zudem gelten sie als gewaltbereit und haben ein hohes Fluchtpotenzial. Auch die Polizei in Den Haag wurde eingeschaltet, wo die Tatverdächtigen sich regelmäßig aufhielten.
Am 2. November schlug die Polizei dann das erste Mal zu – in einer Hochhaussiedlung in Hassels. Die Ermittler beobachteten einen der Verdächtigen in einem BMW, der in der Tiefgarage verschwand. Als die Einsatzkräfte die Wohnung identifiziert hatten, in der der Mann sich aufhielt, und die Tür öffneten, floh der Verdächtige über den Balkon. Er kletterte bis in den fünften Stock und über das Flachdach aufs Nachbargebäude. Dort kletterte er wieder über den Balkon in eine Wohnung und wurde schließlich in der dritten Etage festgenommen. Zwei Wochen später folgte die Festnahme von vier Männern in Wohnungen in Düsseldorf und Neuss. Ein Mann wurde an der Grenze zu Rumänien festgenommen, ein weiterer in Madrid. Nur einer der Tatverdächtigen ist weiterhin auf der Flucht.
Die Polizei kann den Männern 17 Katalysatoren-Diebstähle nachweisen, die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass dies nur „die Spitze des Eisbergs“ ist. Der Vorwurf lautet: schwere Bandenkriminalität. Die Teile haben sie an Händler im Ruhrgebiet verkauft, die sich darauf spezialisiert haben. Davon konnten sie offenbar gut leben: Sie sollen regelmäßig in Hotels abgestiegen sein, Bordelle besucht und hochpreisige Wagen gefahren haben. Auch gegen die mutmaßlichen Hehler im Ruhrgebiet laufen Ermittlungsverfahren.