Diskussion um städtisches Event Dragqueen liest Kindern in der Zentralbibliothek vor

Stadtmitte · Die Veranstaltung soll in der Zentralbibliothek am kommenden Samstag stattfinden. Das Thema schlägt bei Instagram hohe Wellen.

Die Lesung soll in der Kinderbibliothek stattfinden.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Um den geplanten Auftritt einer Dragqueen in der Zentralbibliothek ist bei Instagram eine rege Debatte entbrannt. „Lola Lash“ soll am Samstag (11 Uhr) im Rahmen der „Geschichtenzeit“ in der Kinderbibliothek Sommergeschichten vorlesen. Die Veranstaltung richtet sich an Kinder ab vier Jahren. Die Ankündigung im sozialen Netzwerk wurde heftiger diskutiert als jeder andere Beitrag der Bücherei: Weit über 100 Kommentare waren dort bis Donnerstagmittag zu lesen – viele kritisieren die Veranstaltung, viele andere verteidigen sie nachdrücklich. Die Auseinandersetzung erinnert an eine Veranstaltung in München, um die kürzlich ein politischer Streit entbrannte.

„Wir möchten mit dieser Lesung den Kindern Vorbilder anbieten, die zeigen, dass es völlig in Ordnung ist, anders zu sein“, heißt es im Kommentar der Düsseldorfer Stadtbüchereien unter dem eigenen Beitrag. „Die Kinder sollen erleben, dass alle so richtig sind, wie sie sind.“ Dabei gehe es nicht um die Auflösung traditioneller Geschlechterrollen oder um Sexualisierung, „sondern darum, Raum zu schaffen für Toleranz und Selbstsicherheit“. Die Veranstalter betonten, dass die Dragqueen sich kindgerecht kleiden werde „und nicht wie für eine Nachtshow“: „Es geht in der Kinderbibliothek um fröhliche Sommergeschichten und Spaß.“

Die Kritiker der Veranstaltung werfen ihr unter anderem „Sexualisierung von Kleinkindern“ vor. Eine Nutzerin schreibt, sie habe schon mit vielen Kindern die Bücherei besucht, finde diese Aktion aber „bedenklich und verantwortungslos“. Ein andere schreibt: „Kinder sollten nicht mit sexualisierten Inhalten überrollt werden.“ Die Befürworter der Veranstaltung schreiben, es handele sich um ein „schöne Idee und ein tolles Signal“; und sie loben die Büchereien dafür, „dass sie den Kindern die Möglichkeit geben, andere Lebenswelten kennenzulernen“. Für die Kinder werde vor allem zählen, dass sie etwas vorgelesen bekommen. Auch die „Freifrau von Kö“, eine bekannte Kunstfigur des Düsseldorfer Travestiekünstlers Andreas Patermann, meldet sich zu Wort: „Seit vielen Jahren machen wir selbst solche Veranstaltungen, welche auch familientauglich sind, und erleben auch sonst nur Kinder, welche nicht in diesen düsteren Schubladen denken, welche Erwachsene gezimmert haben.“ Lola Lash ließ eine Anfrage unserer Redaktion zu der Veranstaltung zunächst unbeantwortet.

In München hatte es eine harsche Auseinandersetzung um eine Lesung der beiden Dragkünstler Vicky Voyage und Eric BigClit für Kinder gegeben – Politiker verschiedener Parteien hatten sich gegen das Event ausgesprochen. Vor dem dortigen Bibliothekseingang protestierten während der Lesung AfD-Anhänger, es gab auch eine Unterstützer-Demonstration.