Bericht der Schuldnerberatungen Weniger Düsseldorfer sind überschuldet

Düsseldorf · Die Zahl der Beratungen liegt weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Und auch der Schuldneratlas weist für Düsseldorf sinkende Quoten auf. Warum es trotzdem keine Entwarnung geben kann.

Einige Familien geben mehr aus als sie einnehmen. Ein Haushaltsbuch kann helfen, eine Überschuldung zu vermeiden.

Foto: epd-bild / Ute Grabowsky/Ute Grabowsky

Ukrainekrieg, Inflation, Kaufkraftverluste, Belastungen durch hohe Energiepreise: All das hat in Düsseldorf offenbar nicht zu einem Anstieg der Schulden bei Privatpersonen geführt. Das legt zumindest der in dieser Woche im Sozialausschuss des Rates präsentierte Jahresbericht der Düsseldorfer Schuldner- und Insolvenzberatungen nahe. Danach bewegt sich die Zahl der Beratungen in der Landeshauptstadt mit 5027 im vergangenen Jahr weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Zum Vergleich: 2018 hatte es bei den Partnern des Düsseldorfer Verbunds (s. Info) noch 6010 Beratungen gegeben, 2019 waren es 5827. Auch danach nahm die Zahl weiter ab.

„Wir können grundsätzlich alle Bürger, die dies wünschen, zeitnah beraten und mit Blick auf die Wartezeiten die von uns gesetzten Standards durchgängig einhalten“, sagt Fabian Pauwels, der im Amt für Soziales und Jugend die städtische Schuldnerberatung koordiniert. Insgesamt nehme seinem Eindruck nach die Überschuldung ab, dies spiegele sich auch in den bundesweit ermittelten Quoten wider.

Überschuldungsquote in Düsseldorf liegt bei 9,6 Pozent

Tatsächlich dokumentiert der von der Creditreform koordinierte Schuldneratlas für das Jahr 2023 (für 2024 liegen noch keine Daten vor) bundesweit einen Rückgang der Überschuldungsquoten. Der Atlas untersucht, wie sich die Überschuldung von Verbrauchern kleinräumig verteilt und entwickelt. Nach der Definition der Experten liegt eine Überschuldung dann vor, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhalts weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Quote benennt den Anteil der Menschen mit sogenannten Negativmerkmalen (Privatinsolvenz, Inkasso, mehrfache, vergebliche Mahnungen von Gläubigern) an allen Volljährigen. In Düsseldorf sank diese Quote von 12,09 (2018) auf 9,6 Prozent (2023). Im bundesweiten Ranking der 400 kreisfreien Städte und der Kreise landet Düsseldorf auf Platz 330 und gehört damit zu den Kommunen mit eher höheren Überschuldungsquote. Zum Vergleich: Mit 3,54 Prozent weist das bayerische Eichstätt die niedrigste Quote auf. Die meisten Probleme gibt es dagegen in Bremerhaven mit 19,02 Prozent.

Bei den Fachpolitikern löste der Bericht der Düsseldorfer Schuldnerberatungen ein positives Echo aus. „Wir hatten angesichts der vielen Krisen die Befürchtung, dass es zu deutlich mehr Fällen kommen wird“, sagte Antonia Frey, sozialpolitische Expertin der grünen Ratsfraktion im Ausschuss. Offenbar hätten Krisenstäbe, Runde Tische und die daraus resultierenden konkreten Hilfestellungen auf Bundes-, Landes- und auf Düsseldorfer Ebene das Schlimmste verhindert. Hinzu komme die engagierte Präventionsarbeit, die vor Ort betrieben werde, ergänzte die Ratsfrau.

Experte Pauwels stellte fest, dass nach wie vor die meisten Menschen mit finanziellen Problemen erst spät auf die Idee kämen, sich professionell beraten zu lassen. „Manche erst dann, wenn bereits der Gerichtsvollzieher ins Spiel kommt.“ Leonie Tonsen von den Grünen stellte die Frage, ob etwas zum Dunkelfeld bekannt sei. Denn letztlich sage ja die Zahl der Beratungen nichts aus über die Zahl der tatsächlichen Überschuldungen. Doch Pauwels blieb unter Hinweis auf die Daten aus dem Schuldneratlas bei seiner Einschätzung einer insgesamt rückläufigen Entwicklung, „auch wenn wir in den ersten Monaten dieses Jahres bei den Beratungen wieder einen ganz leichten Anstieg zu verzeichnen haben“.

Vor einer zu optimistischen Bewertung der rückläufigen Werte hatte bei der Präsentation des Schuldneratlasses der Leiter der Wirtschaftsforschung bei der Creditreform Patrik-Ludwig Hantzsch gewarnt: „Die vermeintlich guten Werte trügen leider. Ohne statistische Sondereffekte messen wir erstmals seit 2019 einen Überschuldungszuwachs.“ Hintergrund sei eine Verkürzung der Speicherfristen für Restschuldbefreiungen von bisher drei Jahren auf nunmehr sechs Monate. So gebe es „nach alter Lesart bundesweit rund 17 000 Fälle mehr als noch im Jahr 2022.