Düsseldorf-Pempelfort Ein Extremfall: Wie Altenheim und Klinik evakuiert wurden
166 Heimbewohner, 40 Patienten und 2000 Bewohner Pempelforts mussten kurzfristig umziehen. Dank guter Planung lief alles reibungslos.
Düsseldorf. Um 14.35 Uhr konnte Holger Kaminski vom Kampfmittelräumdienst am Samstag Entwarnung geben. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die fünf Zentner schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am vergangenen Mittwoch auf einem Baugrundstück an der Schloßstraße 83 gefunden worden war, entschärft. Schon kurz nach dem Fund des Blindgängers stand fest, dass es sich um einen Extremfall handelt. Das lag vor allem am Fundort unweit des Labouré-Altenheims und der angeschlossenen Klinik St. Vinzenz. Ein Krankenhaus wurde in Düsseldorf zuletzt Ende der 1960er Jahre evakuiert.
Normalerweise ist vorgesehen, eine Bombe 24 Stunden nach dem Fund unschädlich zu machen. Die Patienten der Klinik und die Bewohner des Heims — darunter auch viele Demenzkranke — innerhalb weniger Stunden zu evakuieren, „wäre eine Mammutaufgabe gewesen“, sagt Holger Götze-Koch, Einrichtungsleiter des Altersheimes. Deswegen wurde die Entschärfung der Bombe auf Samstag verlegt. „Das hat uns extrem geholfen, die Evakuierung vorzubereiten“, sagten am Sonntag sowohl Götz-Koch als auch Rolf Gebing, ärztlicher Leiter der Klinik.
Tatsächlich bedeutete die Evakuierung des Altenheimes wesentlich größeren Aufwand als die Räumung der Klinik. Operationen waren dort verschoben und einige Patienten nach Hause entlassen worden. Im Endeffekt blieben so nur 39 Patienten, die für die Dauer der Entschärfung ins Marienhospital verlegt werden mussten und ein Intensivpatient, der im Augusta-Krankenhaus betreut wurde. „In der Klinik konnte die Zahl der Personen auf ein Minimum reduziert werden“, sagte Gebing. Im Altersheim aber musste für alle 166 Bewohner eine Lösung gefunden werden. Sie wurden in einem ehemaligen Altenheim des DRK in Düsseltal betreut.
Entsprechend früh begannen am Samstag die Vorbereitungen in Klinik und Heim. Ab acht Uhr wurden die Bewohner einzeln mit Einsatzwagen in die Notunterkunft gebracht. Schwierig war das, denn nur fünf Bewohner sind so mobil, dass sie ohne Rollstuhl oder Rollator auskommen. Dennoch: Schon um 11 Uhr waren Heim und Klinik geräumt.
Blieben noch 2000 Düsseldorfer, die in einem Umkreis von 250 Meter um den Fundort wohnen und aufgerufen waren, ihre Häuser zu verlassen. Als Anlaufstelle stand allen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten, die Heinrich-Heine-Schule zur Verfügung. Im Endeffekt waren das aber nur 25 Menschen. Unter ihnen war auch Ruth Naumann (98), die mit ihrer Tochter zusammen darauf wartete, wieder in ihre Wohnung zurückkehren zu können. Beide Weltkriege hat sie miterlebt — „da habe ich doch keine Angst vor einem Blindgänger“, sagte die rüstige Rentnerin.
Fünf Minuten früher als geplant begann die Entschärfung der Bombe um 13.55 Uhr. Als Entwarnung gegeben wurde, zog Naumann — auch Pflegepersonal und die Einsatzkräfte taten es — ein durchweg positives Fazit: „Alles hat reibungslos geklappt, die Informationen wurden super weitergegeben.“