Gericht: Soldat begeht „Fahnenflucht“ wegen kranker Mutter
Um die Mutter zu besuchen, blieb Soldat der Truppe fern.
Düsseldorf. Es war sein großer Traum, zur Bundeswehr zu gehen. Er plante sogar, sich für 23 Monate zu verpflichten. Doch als es seiner an Multipler Sklerose erkrankten Mutter immer schlechter ging, war es ihm wichtiger, für sie da zu sein. Dreimal kam er deswegen von einem Heimaturlaub nicht zurück, einmal mussten ihn die Feldjäger suchen und zurückbringen. Nun stand der heute 24-Jährige vor Gericht.
Seine Mutter erkrankte, als er noch ein Junge von sieben oder acht Jahren war. Viel habe er nicht von ihr gehabt, sagt er. Er sei der einzige gewesen, der sich um seine Mutter gekümmert habe. Der Vater verließ die Familie, die Mutter kam in ein Pflegeheim. Er meldete sich zum Wehrdienst, wurde im Schwarzwald als Gefreiter stationiert. Währenddessen verschlechterte sich jedoch der Zustand seiner Mutter. Immer öfter bekam sie epileptische Anfälle. Aber um sie kurz über das Wochenende zu besuchen, war die Fahrt zu weit. Eine Versetzung wurde ihm nicht ermöglicht.
Er reagierte, wie er es bereits als Jugendlicher tat, wenn ihm alles zu viel wurde. Schon damals war er öfter von zu Hause verschwunden und musste von der Polizei heimgebracht werden. Aus diesem Grund jagten ihm auch die Feldjäger keinen Schrecken ein, als sie ihn fanden und zu seinem Stützpunkt zurückbrachten. Selbst als ihm 21 Tage Haft aufgebrummt wurden, war er nicht beeindruckt. Die Sorgen um seine Mutter waren größer.
Heute wisse er, dass er falsch gehandelt habe. Auch hätte seine Mutter das nicht gewollt, sagt der 24-Jährige nun vor Gericht. Er hat mittlerweile eine Lehrstelle gefunden, eine eigene Wohnung und eine Freundin. Mit ihr möchte er eine Familie gründen, wenn er seine Lehre abgeschlossen hat.
Das Gericht zeigte Verständnis. Das Verfahren wurde eingestellt.