Jetzt fehlen noch eine Wohnung und die Arbeitserlaubnis
Eine christliche Familie floh 2012 aus Bagdad — inzwischen lebt sie offiziell anerkannt hier.
Düsseldorf. Im Dezember letzten Jahres besuchten wir die irakische Familie Youssif im Flüchtlingswohnheim an der Heyestraße. Dort verbrachten die Eltern Matti und Elynoor und ihre erwachsenen Kinder Lina (26) und Luay (24) ihr erstes Weihnachtsfest auf deutschem Boden. Auf abenteuerliche Weise war die gutsituierte christliche Familie zuvor aus Bagdad geflohen — als Folge schlimmer Terroranschläge gegen Christen im allgemeinen und der zunehmenden Sorgen um Tochter Lina, die massiv mit Entführung und Zwangsheirat bedroht wurde.
Jetzt, im warmen Sommer, wohnen die vier noch immer in Gerresheim. Und zwar viel beruhigter als noch im Winter, denn mittlerweile wurde die Familie auch offiziell als Flüchtlinge anerkannt.
„Wir sind zufrieden“, sagt Lina im Gespräch mit der WZ, „Düsseldorf gefällt uns sehr, wir würden gerne hier bleiben.“ Doch das ist nicht so einfach. Denn im Wohnheim reicht auf Dauer der Platz in den zwei kleinen Zimmern nicht aus und eine geeignete, preiswerte Mietwohnung im teuren Düsseldorf zu finden, ist schwierig, das hat die Familie längst erfahren. In Bagdad hatte sie noch in einem eigenen Haus mit Garten gelebt.
Umso wichtiger wäre es, wenn die Kinder möglichst bald in ihren erlernten Berufen arbeiten könnten: Lina ist voll ausgebildete Ärztin, ihr Bruder Luay Computertechniker. Doch für Asylbewerber gilt eine einjährige Arbeitssperre. Also machen sie einen Sprachkurs nach dem anderen und inzwischen kann man sich sehr gut auf Deutsch mit ihnen unterhalten. Zudem bemühen sie sich um eine Anerkennung ihrer Abschlüsse.
Mit der Anerkennung besitzt die Familie zunächst ein Aufenthaltsrecht von drei Jahren in Deutschland. Dann wird die Situation im „Fluchtland“ neu geprüft, ob eine Rückkehr möglich erscheint oder nicht. Doch bislang hat sich die Lage für bekennende Christen in Irak absolut nicht verbessert. „Wir haben noch gelegentlich Kontakt nach Bagdad, es ist sehr gefährlich dort“, sagt Lina und berichtet von Bombenanschlägen und davon, dass einer ihrer Medizin-Professoren erst vor kurzem erschossen worden ist.