Girl’s Day: Harte Tritte beim Mädchentag

Ein Mal im Jahr schnuppern Mädchen in echte Männerberufe. Bei der Bundespolizei gab es für 18 Schülerinnen sogar Kampftraining.

Düsseldorf. Brav trottet der Festgenommene vor dem Bundespolizisten und seinem Hund her. Doch plötzlich dreht er sich um und will den uniformierten Beamten angreifen. Sofort springt der Hund auf ihn los und verbeißt sich in seinem Arm. Caroline Böhmer schluckt.

Noch vor ein paar Minuten hat die 13-Jährige "Oh, ist der süüüß!" gerufen, als sie den belgischen Schäferhund Nico sah. Von süß ist jetzt im Einsatz nicht mehr viel zu sehen.

Wenn auch im fiktiven Einsatz: Bei dem "Autodieb" handelt es sich um Hundeführer Stefan Och. Caroline und 18 weitere Mädchen schauten sich Donnerstag beim Girl’s Day den Alltag der Bundespolizei am Hauptbahnhof an.

Nun hört sich eine Gruppe 14- bis 16-jähriger Mädchen mit willkommenem Schulfrei stark nach schüchternem Gegiffel an. In der Inspektion allerdings lassen die Ausbilder Ralf Siekmann und Thorsten Ritter - genannt Siggi und Toto - das kaum zu. Mit einem lauten "Ritsch" klappt der Schlagstock auseinander. Dazu reicht Ralf Siekmann seine Pistole und ein Pfefferspray herum. Respektvoll wiegen die Mädchen die Waffen in ihren Händen.

Dann ist Modenschau angesagt: In der kompletten Schutzkleidung der Hundertschaft mit Weste, Arm- und Beinschonern und Helm muss die 15-jährige Katrin auf einen Tisch kraxeln. Dann bekommt sie von Siekmann den Schlagstock vor die Brust. "Und, haste was gespürt?" -"Nö!"

Martialischer Anschauungsunterricht mit mehrfachem Sinn. So haben etwa die Hundeführer trotz 15 Planstellen nur sechs Leute mit drei Hunden. Die Bundespolizei wirbt an diesem Tag auch um den Nachwuchs. Mit Erfolg: Schülerin Aileen (14) fragt direkt, ob sie ein Praktikum machen kann. Zur Not sogar in den Ferien. Auch Jaqueline (16) ist überzeugt: Bundespolizistin ist für sie Traumjob. "Jetzt arbeite ich neben der Schule im Büro. Aber das mein Leben lang? Nee danke."

Ralf Siekmann und Thorsten Ritter nutzen den Girl’s Day aber auch, um den Mädchen zu zeigen, wie sie sich ohne große Kraft gegen männliche Angreifer zur Wehr setzen können. Ritter packt die 15-jährige Charlotte am Handgelenk und zerrt an ihr herum. Sie dreht ihren Arm einfach an seinem Daumen entlang und zieht einmal kräftig - schon ist ihr Arm frei.

Gleich nochmal, nur fester. "Guck mir in die Augen", fordert Ritter. "Wenn du auf meine Hand schaust, weiß ich, dass du was vorhast." Zack, ist der Arm wieder frei. Ein kräftiger Tritt vor den Bauch bringt Ritter auf Abstand. Charlotte strahlt.

Dieser Tag tut ein bisschen weh, macht aber vor allem Spaß. Obwohl die Polizei doch in den Augen vieler Jugendlicher eher Spielverderber ist. Das sieht auch die 14-jährige Aileen in ihrem Freundeskreis.

"Sie meinen halt, Polizisten würden ihnen immer die Party versauen", sagt sie achselzuckend. "Aber das muss manchmal bestimmt auch sein. Ich finde es jedenfalls gut, dass die Polizei aufpasst."