Verkehr: Rheinbahn mit Großaufgebot gegen Schwarzfahrer
Offensive zur Abschreckung: 50 Kontrolleure ertappten am Donnerstag in zwei Stunden rund 70 Schwarzfahrer.
Düsseldorf. Eine Frau, Mitte 40, heller Mantel, hält dem Kontrolleur ein 9-Uhr-Ticket hin, aber es ist es noch nicht ganz Viertel vor neun: "Die zehn Minuten...", sagt sie. Doch es nutzt ihr nichts, 40 Euro werden fällig, das erhöhte Beförderungsentgelt, wie es im Rheinbahn-Deutsch heißt.
Nur ein Fall von vielen: Rund 70Schwarzfahrer erwischt die Rheinbahn Donnerstagmorgen bei einer Schwerpunktkontrolle. 50Kontrolleure steigen zwischen acht und zehn Uhr im U-Bahnhof Steinstraße/Königsallee in die Züge ein und überprüfen die Passagiere.
Schwerpunktkontrolle nennt die Rheinbahn dieses Vorgehen, mit dem sie ein paarmal im Jahr exemplarisch Präsenz zeigt, um Schwarzfahrer abzuschrecken. Denn über das gesamte Jahr schafft es das Unternehmen mit seinen rund 80 Kontrolleuren kaum, im gewünschten Maß zu kontrollieren: "Jeden Fahrgast durchschnittlich einmal im Monat anzutreffen, wäre wünschenswert", sagt Dietmar Ibach, Leiter der Abteilung Fahrausweisprüfung.
Die Schwerpunktkontrollen finden stets an stark frequentierten Bahnhöfen statt. Innerhalb von einer Minute versuchen die Mitarbeiter, alle Fahrgäste überprüft zu haben, um den Betrieb möglichst wenig aufzuhalten.
Gut 70000 Schwarzfahrer hat die Rheinbahn 2009 erwischt, bei 2,14 Millionen Fahrgästen ergibt das eine Quote von rund 2,2 Prozent. Wieviele tatsächlich ohne Fahrschein fahren, kann die Rheinbahn nur schätzen, die Quote wird auf sieben bis acht Prozent geschätzt. Dadurch entgehen dem Unternehmen etwa vier Millionen Euro Einnahmen, wovon sie rund eine Million über Strafgelder wieder hereinholt - wodurch freilich wiederum Personalkosten anfallen (siehe Info-Kasten).
Einige Fahrgäste - auch solche mit Fahrschein - wirken irritiert von der Aktion, bei der sie am Ausstieg an jeder Tür von mehreren Kontrolleuren empfangen werden: "Wird hier ein Verbrecher gesucht?", fragen manche. Eine junge Frau findet: "Das ist ja wie ein Überfall." Ein Mann dagegen sagt: "Ich habe Verständnis dafür, das ist eben notwendig."
Insgesamt bleibt die Stimmung aber recht entspannt. "Das war anders, als wir einmal an einem Samstagmorgen um 4 Uhr am Rand der Altstadt kontrollierten", sagt Dietmar Ibach.
Einmal versucht ein junger Mann, sich mit schlechtem Deutsch herauszureden, auch ausweisen kann er sich nicht. Der Kontrolleur winkt daraufhin zwei Polizisten herbei, welche die Personalien ermitteln. Weitaus häufiger sind aber Fälle wie der einer Frau, die ihre Monatskarte vergessen hat. Sie hat am Morgen die Tasche getauscht und dabei das Ticket nicht umgeräumt. Zwei Wochen hat sie nun Zeit, es bei der Rheinbahn vorzulegen. Die verlangt dann lediglich eine Bearbeitungsgebühr von 2,50 Euro.