Immer mehr Taschendiebe suchen Düsseldorf heim

Die Polizei verzeichnet einen starken Anstieg der Taten. Gerade im Hauptbahnhof schlagen Diebe zu.

Düsseldorf. 2010 scheint in Düsseldorf das Jahr der Taschendiebe zu sein. Die Fallzahlen könnten auf einen Höchststand seit fünf Jahren klettern: 2005 schlugen Taschendiebe 4.786 Mal zu, danach blieben die Zahlen stets unter der 4.000er-Marke.

Im vergangenen Jahr wurden 3.307 Diebstähle gemeldet. "Das waren sehr wenige Taten", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wierich. "Jetzt verzeichnen wir einen starken Anstieg.

Die Zahl der Taschendiebstähle entwickelt sich laut Polizei über die Jahre und Jahrzehnte in Wellenbewegungen. Die aktuelle Häufung könnte darauf hinweisen, dass zufällig reisende Banden die Landeshauptstadt als Betätigungsfeld auserkoren haben.

"Eine Vielzahl der Taschendiebstähle wird von auswärtigen Tätern begangen", erklärt Wierich. Es handele sich um trainierte, besonders fingerfertige Diebe - keine Langfinger, die spontan hinlangen, wenn sie Geld für Alkohol oder Drogen brauchen. "Diese Taten werden gezielt begangen", sagt Wierich.

Meist seien die Diebe in Gruppen unterwegs. Wierich: "Einer baldowert aus, ob Polizei in der Nähe ist. Einer lenkt das Opfer ab und einer greift das Portemonnaie." Seien Profis am Werk, merke der Bestohlene nichts - "keine Chance".

Doch erwischt man die Diebe nicht auf frischer Tat, so fasst man sie in der Regel überhaupt nicht. Die Banden verschwinden im Gedränge und reisen bald weiter. Die Aufklärungsquote liegt meist bei unter fünf Prozent.

Wohl auch wegen des Gedränges suchen die Taschendiebe aktuell besonders häufig den Hauptbahnhof auf. Allein am vergangenen Wochenende wurden dort zehn Diebstähle gemeldet, im Fernbahnhof am Flughafen vier.

Der Anstieg insgesamt ist deutlich: Im ersten Halbjahr 2009 gab es im Hauptbahnhof 188 Taschendiebstähle, am Fernbahnhof 132. In den ersten sechs Monaten dieses Jahr waren es 250 Taten am Hauptbahnhof und 176 am Fernbahnhof.

Laut Stefan Beckmann von der Bundespolizei sollten Reisende vor allem skeptisch sein, wenn auf einer Rolltreppe oder beim Einsteigen in die Bahn künstlich ein Gedränge erzeugt werde. Oder wenn ein Passant ihre Jacke beschmutzt und den Dreck abwischen will. "Das ist die Masche der Diebe", sagt Beckmann - ablenken und die Verwirrung des Opfers ausnutzen.

Oft werde es den Tätern auch sehr leicht gemacht. "Etwa von ausländischen Touristen, die ihr Gepäck unbeaufsichtigt lassen", sagt Beckmann. "Das Portemonnaie in der hinteren Hosentasche ist eine Einladung", ergänzt Polizeisprecher Wolfgang Wierich. Bargeld sollte in der Innentasche der Jacke aufbewahrt werden. Zudem empfiehlt er Umhängetaschen mit Reißverschluss.