Düsseldorfer Abgeordnete vor Neuwahlen Kampf ums Bundestagsmandat – „Meine Chancen stehen 50:50“
Düsseldorf · Drei Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete wollen das auch nach dem 23. Februar bleiben. Eng wird es für Zanda Martens von der SPD. Wie zudem Sara Nanni (Grüne) und Thomas Jarzombek (CDU) auf den Wahlkampfsprint blicken.
Nachdem sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) in Richtung Brüssel aus dem Bundestag verabschiedet hatte, sind dort noch vier Düsseldorfer verblieben. Da der 61-jährige Andreas Rimkus (SPD) erklärt hatte, nicht erneut zu kandidieren, kämpfen nun drei Abgeordnete um den erneuten Einzug ins Parlament – mit ganz unterschiedlichen Vorzeichen.
Thomas Jarzombek (CDU)
Der 51-Jährige ist bereits seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit drei Jahren ist er Sprecher seiner Fraktion für Forschung und Bildung und will diese Themen auch nach der Wahl weiter vorantreiben. Düsseldorfs CDU-Chef lässt Vorsicht walten: „Es ist erst entschieden, wenn es entschieden ist. Wir haben immer wieder gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können.“
Dennoch geht die CDU nach Stand jetzt als haushoher Favorit ins Rennen. Das gilt auch für Jarzombek selbst beim Kampf um das Direktmandat im Norden der Stadt, wo er es vor allem mit Düsseldorfs SPD-Chefin Zanda Martens und Anas Al-Qura’an von den Grünen zu tun haben wird. Die Landesliste würde Jarzombek wohl nicht helfen, da bei der CDU nur wenige Plätze ziehen dürften, wenn die Partei wie erwartet besonders viele Wahlkreise direkt gewinnt. Nach der Wahlreform wird es keine Überhang- und Ausgleichsmandate mehr geben und ein deutlich kleineres Parlament. So wäre es theoretisch sogar möglich, dass Jarzombek den Wahlkreis gewinnt, aber aufgrund eines knappen Ergebnisses nicht in den Bundestag einzieht. Das ist bislang aber nach allen Umfragen nicht zu erwarten, die SPD erscheint in NRW noch stark genug für Siege in Wahlkreisen im Ruhrgebiet.
Jarzombek sieht nun einem „sehr spontanen Wahlkampf“ entgegen. Da helfe es, dass das Grundsatzprogramm steht – das Jarzombek als Teil der zuständigen Kommission mitentwickelt hatte.
Und was macht Jarzombek nach gewonnener Wahl? Ämterwünsche äußert der Politprofi natürlich nicht. „Ich mache mit, wo ich gebraucht werde.“ Das können also Rollen aufseiten der Regierung oder im Parlament sein. Mal abgesehen davon, ob Jarzombek tatsächlich ein Ministeramt anstreben würde: mit Friedrich Merz und Carsten Linnemann als führendem Personal aus NRW dürfte kaum noch mehr Platz für Vertreter aus diesem Bundesland in der ersten Reihe einer Regierung bleiben. Vielleicht aber als Staatssekretär?
Jarzombek kommentiert diese Frage als für ihn überhaupt nicht relevant. „Ob im Regierungsamt oder als Teil des Parlaments, das hat alles seine Vor- und Nachteile.“ Er wolle vor allem inhaltlich die Themen Bildung und Forschung voranbringen. „Mir geht es um mehr Freiheit für die Forschenden.“ Heute litten sie darunter, ständig hinter Förderprogrammen hinterherlaufen zu müssen. Auch mehr Unternehmergeist wolle er fördern und Ausgründungen aus der Forschung und aus den Hochschulen wie etwa an der Heinrich-Heine-Uni. Es gelte in Deutschland, vor allem angesichts der Krise der Industrie, andere große Unternehmen aufzubauen. „Das kann vor allem aus der Forschung heraus passieren.“
Zanda Martens (SPD)
Die heute 40-Jährige zog 2021 noch knapp über die Liste in den Bundestag ein. Es wird schwer, diesen Erfolg zu wiederholen, angesichts der Umfragewerte der Partei, weniger Plätzen auf den Abgeordnetenbänken und dem starken Gegner Jarzombek im Wahlkreis. „Meine Chancen stehen 50:50“, sagt Düsseldorfs SPD-Chefin. Sie rechne mit allem und wolle jetzt sowohl die Wähler als auch intern überzeugen. Noch gibt es bei der SPD keinen Termin, für die Aufstellung der Landesliste, ursprünglich war er erst für Mai vorgesehen.
Martens sieht sich zudem „in der glücklichen Situation“, dass ihre berufliche Existenz nicht an der Wahl hänge. Ihr Job als Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall in Krefeld ruht derzeit nur.
Politisch inhaltlich als besonders bitter bezeichnet sie es, dass aufgrund der vorzeitigen Wahl die Verlängerung der Mietpreisbremse über 2025 hinaus wohl nicht mehr beschlossen wird. „Das ist eine sehr schlechte Nachricht für die Mieter.“
Sara Nanni (Grüne)
Auch die 37-Jährige sieht negative Folgen des früheren Ampelendes. Nicht nur im Hinblick auf den Wahlkampf sagt sie: „103 Tage sind nichts.“ Für sie persönlich besonders bitter sei es, dass der Bericht des Untersuchungsausschusses zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan nun längst nicht so umfangreich ausfallen könne. „Es kann nicht alles aufgeschrieben werden, was wir rausgefunden haben.“
Um ihre Zukunft im Parlament (sie zog 2021 ein) sorgt sich Nanni nach eigenen Worten übrigens nicht. Zwar wird es im südlichen Wahlkreis sehr schwer gegen den gerade frisch wiedergewählten Chef der Jungen Union Johannes Winkel und auch gegen die dort traditionell recht starke SPD mit Adis Selimi. Aber: „Ich gehe davon aus, dass ich einen Listenplatz bekomme, mit dem ich auch dem nächsten Bundestag angehören werde.“ Ihre neunjährige Tochter habe sie aber auch schon gefragt, was sie sonst macht. Antwort: „Dann chille ich erst mal ein paar Monate.“
Danach könne sich Sara Nanni gut vorstellen, wieder in der Forschung zu arbeiten. Einen Master in Friedens- und Konfliktforschung hat Nanni schon in der Tasche, Berufserfahrung hatte sie zuletzt an der Hochschule in Düsseldorf gesammelt.