Statistik der Polizei Nach ruhigeren Corona-Jahren: Straftaten in Düsseldorf nehmen zu
Düsseldorf · Die Kriminalstatistik der Polizei zeigt: Der Corona-Effekt ist vorbei, die Zahl der Straftaten ist um fast 25 Prozent gestiegen.
Nach zwei Jahren mit historisch niedrigen Kriminalitätszahlen kommt es in Düsseldorf wieder zu deutlich mehr Straftaten. Mehr als 71 000 Delikte zählte die Polizei im vergangenen Jahr, das sind fast 25 Prozent mehr als 2021 (ca. 57 000). „Das hört sich dramatisch an“, sagte Frank Kubicki, Leiter der Direktion Kriminalität, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Jedoch relativiere sich der starke Anstieg mit Blick auf den Zehnjahresvergleich. So lag die Zahl der Straftaten 2012 noch bei fast 89 000. Seitdem ist die Kriminalität nahezu stringent zurückgegangen – bis auf die Tiefstwerte in der Corona-Pandemie, als viele Tatgelegenheiten wegfielen.
2022 sei ein „Übergangsjahr“ zum Zustand vor der Pandemie, sagte Silke Wehmhörner, kommissarische Leiterin des Düsseldorfer Polizeipräsidiums. Das zeige sich auch im Detail in der Statistik.
Nachholeffekt: Die Zahl der Körperverletzungen ist gestiegen
So ist etwa die Zahl der Körperverletzungen auf ein Hoch gestiegen: Mehr als 6200 Delikte registrierte die Polizei, mehr als in den vergangenen zehn Jahren. Hier rechne man mit einem Nachholeffekt, sagte Frank Kubicki. Viele junge Menschen zog es zum Feiern in die Altstadt, immer wieder kam es dort zu Auseinandersetzungen und blutigen Streits. „Wir hoffen, dass sich das wieder einpendelt.“
In einigen Fällen kam es bereits zu Verurteilungen. So hatte es am Tulpensonntag 2022 eine Auseinandersetzung zwischen mehreren jungen Männern gegeben – drei wurden mit einem Messer zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Polizei fahndete öffentlich nach den Tatverdächtigen, die sich schließlich stellten. Der Täter, der zugestochen hatte, wurde wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt.
Einen großen Teil der Taten machen Diebstähle aller Art aus. Mehr als 27 000 Delikte zählte die Polizei, im Vorjahr waren es fast 7000 weniger. Insbesondere Taschendiebstahl, Ladendiebstahl und Diebstahl bei Einbrüchen gehörten zu eben jenen Taten, die durch die Corona-Einschränkungen stark zurückgegangen waren. Auch hier ordnet der Vergleich den aktuellen Anstieg besser ein: Vor zehn Jahren waren es noch mehr als 43 000 Diebstähle.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen sich die Anstiege als eindeutige Trends beweisen, etwa Trickbetrug. In der Statistik heißen diese Maschen „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überregionaler Tatbegehung“. Dazu gehören etwa der Enkeltrick und der Schockanruf, bei dem sich Anrufer als Familienangehörige, aber auch als Polizisten, Staatsanwälte oder Ärzte ausgeben und von den Opfern hohe Summen für angebliche medizinische Behandlungen oder Kautionen verlangen. Die Callcenter sitzen meist im Ausland. Die Zahl dieser Taten wird erst seit 2018 erfasst und hat sich seitdem mehr als verdoppelt. 177 Fälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr.
Stark angestiegen ist zudem Internetbetrug, etwa auf Kleinanzeigenportalen. Mehr als 2200 Fälle waren es in Düsseldorf – fast dreimal so viele wie vor vier Jahren. Das Internet als Tatmittel nimmt insgesamt zu: Im vergangenen Jahr waren es mehr als 3700 Straftaten in Düsseldorf, 2018 waren es noch 800. Schockanrufe, Online-Betrug und anderweitige Internetkriminalität zählen zu jenen Delikten, die Täter während der Corona-Pandemie als Nischen und neue Tatgelegenheiten erkannten, sagte Silke Wehmhörner.
Mehr Aufmerksamkeit registriert die Polizei auch für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, dazu zählen sexuelle Übergriffe, Nötigung und Vergewaltigung. Vor zehn Jahren lag die Zahl der Delikte laut Statistik noch bei knapp 400, nun ist sie dreimal so hoch. Dass es tatsächlich mehr Straftaten dieser Art gibt, glaubt Frank Kubicki aber nicht. Vielmehr seien viele Delikte aus dem Dunkelfeld ins Hellfeld geraten, so der Leiter der Direktion Kriminalität. Immer mehr Opfer trauen sich, sexuelle Übergriffe auch anzuzeigen. Die meisten passieren im Übrigen innerhalb von Beziehungen oder Bekanntschaften. Zudem ermittelt die Polizei gezielt in Fällen von Kinderpornografie, die einen großen Teil ausmachen.
Stark gesunken ist hingegen die Zahl der Wohnungseinbrüche. Knapp 1000 Fälle registrierte die Polizei im vergangenen Jahr, vor zehn Jahren waren es noch mehr als dreimal so viele. Weniger Einbrüche in Häuser und Wohnungen waren es nur im Corona-Jahr 2021, als viele Menschen zu Hause waren und Einbrechern so die Taten erschwerten.