„Die Oper muss raus und auf die Leute zugehen“

Christoph Meyer ist der neue Intendant der Rheinoper und freut sich auf die Eröffnung.

WZ: Herr Meyer, was hat Sie daran gereizt, die Rheinoper zu übernehmen?

Christoph Meyer: Allem voran natürlich die Ehre und Herausforderung, die Aufgabe als Generalintendant eines der größten und wichtigsten Opernhäuser Deutschlands übernehmen zu dürfen. Ich habe aus der Ferne das Haus immer beobachtet. Außerdem kenne ich viele Künstler, die mal hier waren. Als ich in Köln bei Michael Hampe engagiert war, gab es natürlich direkte Berührungen, gerade durch die Kooperation von Düsseldorf und Köln mit dem "Ring". Ich habe Kurt Horres selbst erlebt und viele Stücke hier gesehen. Von daher gab es schon immer ein Interesse.

Meyer: Auf der einen Seite das tolle Ensemble zu bewahren und die Ensemblekultur zu pflegen. Auf der anderen Seite die Oper noch mehr nach außen zu transportieren, damit im näheren nationalen und auch internationalen Umfeld noch klarer in Erscheinung tritt, was hier möglich ist. Und bei den Menschen in den beiden Städten Neugier und Begeisterung zu wecken. Das versuchen wir mit dem Auftakt - Oper am Rhein für alle. Wir wollen ein klares Signal setzen: dass die Oper raus und auf die Leute zugeht.

Meyer: Naja, generell umsonst - das können wir nicht leisten. Aber Oper am Rhein für alle: ja. Man sieht ja, dass so etwas in anderen Städten gelingt. Am 29. August sollen die Menschen auf dem Burgplatz die Oper umsonst erleben können und sich davon verführen lassen. Harald Schmidt und Eckhardt von Hirschhausen moderieren den Abend.

Meyer: Harald Schmidt kenne ich schon sehr lange. In den frühen 80ern habe ich während des Studiums am Augsburger Theater gearbeitet, und da war er fest engagierter Schauspieler. Eckart von Hirschhausen habe ich auch privat kennen gelernt. Beide sind total begeistert von "Oper am Rhein für alle". Wir hoffen, dass möglichst viele zum Auftakt kommen und etwas von unserer Begeisterung mitbekommen.

Bedeutet das, dass sie verstärkt auf den Nachwuchs setzen werden?

Meyer: Auf jeden Fall. Wir engagieren jüngere Regisseure - etwa Immo Karaman und Tatjana Gürbaca für die Eröffnungspremieren in Düsseldorf und Duisburg - neben schon arrivierten, international erfahrenen. Um verstärkt auf jüngere Zuschauer zuzugehen, machen wir die Jugendoper "Robin Hood" auf der großen Bühne und mehr Veranstaltungen im Foyer. Wir forcieren auch die Ausbildung und Förderung von jungen Talenten weiter: Im Opernstudio werden sieben Nachwuchstalente ausgebildet. Mit ihnen wird im Central am Hauptbahnhof eine eigene Produktion erarbeitet. Dazu erhalten sie Meisterkurse mit namhaften internationalen Künstlern wie Deborah Polaski, Jane Henschel, Franz Grundheber sowie David Syrus, dem musikalischen Studienleiter der Covent Garden Opera, London.

Meyer: Ja! Zum Beispiel laden wir vor jeder Opernpremiere zu einer "Opernwerkstatt" ein, eine Stunde vor einer Bühnen-Orchesterprobe. In dieser Stunde stellt das Regieteam die Produktion vor. Danach können die Zuschauer an der Probe teilnehmen und richtig Theaterluft schnuppern. Martin Schläpfer bietet Ballettwerkstätten jeweils sonntagmorgens auf der großen Bühne an.

Meyer: Ja, das finde ich wichtig. Wir sind ja kein Geheimbund (lacht). Wir müssen zeigen, was wir machen und Interesse wecken. Der Entstehungsprozess einer Arbeit ist ja gerade spannend.

Meyer: Das Gute ist die Mischung. Wir haben die Ensemble-Stars, zu denen am 29. August drei Gäste kommen: Deborah Polaski, Peter Seiffert - übrigens ein Kind dieser Stadt - und Neil Shicoff. Alle drei kenne ich von verschiedenen Stationen meines Theaterlebens.

Meyer: Wenn andere das schaffen, ist das toll. Aber ich muss und will meine Zeit und Energie dafür verwenden, für das Haus da zu sein. Deshalb habe ich mich entschieden, nicht zu inszenieren.