Düsseldorfer Schauspielhaus: Shakespeare - Sommernacht mit Eselstraum
In Düsseldorf startet das Schauspiel mit Shakespeare, der sich im 60er-Look um Andy Warhol dreht und dabei verloren geht.
Düsseldorf. Die Idee ist reizvoll: Andy Warhol als Elfenkönig Oberon, Puck verteilt Drogen als Künstlerassistent in der legendären Factory. Im Hintergrund nehmen Bob Dylan und Mick Jagger im Pappkameraden-Format Platz, und Velvet Underground liefert den stimulierenden Sound. New York in den coolen 60er Jahren: Ein Ort, an dem Kräfte herrschen, die sich die Sterblichen im engen Kleid der gesellschaftlichen Regeln nicht vorstellen können. Ein Ort, wie der Wald in Shakespeares lustvoller und lustiger Komödie „Ein Sommernachtstraum“.
Diese Idee fand der spanische Regisseur Àlex Rigola offensichtlich so berauschend, dass in seiner Inszenierung der Sinn fürs Wesentliche verloren geht. In Düsseldorf, der Kunststadt, hat er im Großen Haus die Spielzeit eröffnet. Viele waren mit hohen Erwartungen gekommen und sind enttäuscht gegangen. Anderen hat es so gut gefallen, dass sie stehend applaudierten.
Verdient haben diesen Beifall wohl vor allem die Schauspieler, von denen viele zum ersten Mal auf der Bühne der Landeshauptstadt angetreten sind. 30 neue Mitglieder zählt das Ensemble, 14 Darsteller zeigen an diesem Abend eine überzeugende Vielfalt. Auch die große Drehbühne demonstriert wieder einmal, welche Möglichkeiten dieses Theater bietet. Wie Filmblenden wechseln die Szenen, vom Schlafzimmer ins Bad, vom Ausstellungsraum in die Glitzerwelt der Silver Factory. Eine Show, bei der Shakespeares Liebesspiel allerdings zu sehr in den Hintergrund gerät.
Zwischen exakt aufgereihten Brillo-Boxen verlieren die beiden sterblichen Paare, Helena und Demetrius, Hermia und Lysander, den Blick füreinander. Waren sie gerade noch fest überzeugt, dass ihre Liebe jedem Widerstand trotzt, sie erhebt über die Schranken ihrer Bestimmung, so reicht an diesem Ort ein kleiner Tropfen, um die brennende Leidenschaft in andere Richtungen zu lenken.
Im Reich des eleganten Warhol, den Sven Walser mit gekonnter Zurückhaltung spielt, in dem Moritz Führmann als Puck mit viel Körper zum Einsatz kommt, erscheinen die Liebenden in ihren Karohosen und gelben Pullundern eher grenzdebil statt unschuldig.
Sie schreien oder grimassieren und nerven schon bald ebenso, wie der Eselsmensch, der in dieser Welt zwischen Traum und Rausch sein überdimensioniertes Geschlecht zur Schau stellt. Deftig darf es bei Shakespeare ruhig sein, aber hier drängt sich der Regisseur mit seiner Idee zu sehr ins Licht.