NRW Mit voller Kraft zum Sieg

Sina Temmen von der SG Radschläger ist deutsche Meisterin im Bahnradfahr-Mehrkampf.

Sina Temmen dominierte bei der Deutschen Meisterschaft.

Foto: RP/SGR

(tino) Tief über den Lenker gekauert gibt Sina Temmen (SG Radschläger) noch mal richtig Gas. Mit voller Kraft tritt die 16-Jährige in die Pedale ihrer Bahnradmaschine. Auf dem Holzoval gilt: wer bremst, verliert. Deshalb haben die Bahn-Fahrräder auch keine Bremsen, es geht immer nur vorwärts und das, oft genug mit enormen Geschwindigkeiten. Die Fliehkräfte in den überhöhten Kurven und Überholmanöver verlangen gehobene Qualität am Lenker. Die und richtig Wumms in den Beinen hat Temmen bei der deutschen Bahnradmeisterschaft auf dem Rennoval in Köln bewiesen. Sie gewann den deutsche Meistertitel im Omnium, also sozusagen im Bahnrad-Mehrkampf. In diesem Jahr waren Scratch (wer als Erste im Ziel ist, gewinnt), Zeitfahren, Ausscheidungsrennen (nach einer bestimmten Rundenzahl scheidet die jeweils Letzte aus) und Punktefahren (in bestimmten Runden werden für die Ersten Punkte vergeben) dabei. „Meine Lieblingsdisziplin ist das Ausscheidungsrennen“, sagt die „Radschlägerin“.

Das zeigte sie auch in Köln, denn mit dem zweiten Rang im Ausscheidungsfahren hatte sie die Gesamtführung übernommen und baute die Spitzenposition im abschließenden Punktefahren leicht aus. Nach den vier Disziplinen hatte sie 111 Punkte gesammelt, Hanna Geiser (RSC Biberach) und Paula Friebel (RSV Chemnitz) jeweils 107. Temmen hatte sich nach der deutschen U15-Meisterschaften im Omnium und Madison (zweier-Mannschaftszeitfahren) ihre dritte Goldmedaille bei nationalen Meisterscahften gesichert.

Für die Einser-Schülerin war die Bahn-DM ein Heimspiel, ist sie doch gebürtige Kölnerin und lebt auch noch dort. „Vor sieben Jahren habe ich beim Pulheimer SC mit dem Radsport angefangen, bin aber vor vier Jahren zur SG Radschläger nach Düsseldorf gewechselt. Die Jugendarbeit dort ist einfach besser, das hat mich mehr angesprochen. Und weil mein Bruder auch mit zu den Radschlägern gewechselt ist, hatte ich familiäre Unterstützung“, verrät Temmen. „Mit jetzt drei Meistertiteln hat sich der Wechsel nach Düsseldorf auf jeden Fall gelohnt.“

Genau wie viele Schüler hat Temmen zuletzt viel Zeit vor dem Computer verbracht. Allerdings war ihr Computer mit den Rollen verbunden, auf denen sie in den heimischen vier Wänden ihr Trainingsrad platziert hatte und Kilometer um Kilometer abspulte. „Ich kenne sämtliche Strecken des Computerprogramms in- und auswendig“, gesteht sie. „Ich war richtig froh, als die Freiluftbahn in Köln wieder genutzt werden durfte.“ In den Monaten auf der Rolle motivierte sie ihre Zielsetzung, nochmal deutsche Meisterin zu werden und fürs Nationalteam zu fahren. Die Olympischen Spiele 2027 schwingen als Fernziel bereits mit. „Ich weiß, dass es viel Arbeit, jede Menge Schweiß und viel Zeit bedeutet, einem ungewissen Ziel wie einer Olympia-Teilnahme nachzujagen. Trotzdem will ich es versuchen“, sagt Temmen, deren Traumberuf Ärztin ist. Im Ominium gab es länger keine Qualifizierung mehr.