Polizei jagt die Metall-Diebe
Weil die Ganoven immer dreister werden, hat sich die Polizei an einer europaweiten Aktion beteiligt und Lkw kontrolliert.
Düsseldorf. Wie bei einer Terroristenfahndung haben Polizisten am Mittwochabend die Ausfallstraßen Düsseldorfs abgeriegelt. Grund für den massiven Großeinsatz mit einer Einsatzhundertschaft und Beamten des Verkehrsdienstes: die Suche nach Metall-Dieben, die den Ermittlern in den vergangenen Jahren immer größere Sorge bereiten.
300 Fälle von Metalldiebstahl sind allein in Düsseldorf in den vergangenen anderthalb Jahren aktenkundig geworden. Davor wurden derartige Delikte gar nicht gesondert aufgeführt. Betroffen sind oftmals Verkehrsunternehmen wie die Bahn und die Rheinbahn — aber immer auch die Bürger selbst. Insbesondere die Rücksichtslosigkeit der Täter lässt häufig aufhorchen. So plünderten vor zwei Jahren Unbekannte auf dem Friedhof Itter weit mehr als 100 Gräber. Sie entwendeten Grableuchten und -vasen zumeist aus Bronze und Kupfer. Sogar Kupferkreuze wurden von Grabsteinen abgebrochen.
Auch die Verkehrsunternehmen sind häufig betroffen. Anfang März etwa klauten Diebe auf der Bahnstrecke an der Völklinger Straße Metallkabel, die Signale steuern. Es kam zu erheblichen Verspätungen, weil alle Züge dadurch Rot hatten. Die Fahrgäste in den betroffenen Regionalzügen und S-Bahnen mussten zum Teil bis zu eine Stunde lang warten, bevor die Fahrt — quasi im Handbetrieb — weitergehen konnte.
Als sich bereits vor Jahren bei der Bahn die Kupferdiebstähle mehrten, entschied sich auch die Rheinbahn, das begehrte Metall zu sichern. Sprecher Georg Schumacher: „Früher haben wir alles auf einen Haufen geworfen. Dann kam irgendwann der Schrotthändler und hat alles mitgenommen.“ Längst verkaufen nun die Rheinbahner ihren „Schrott“ — und sichern ihn. Dennoch gelingt es Kriminellen immer wieder, auch dort zuzuschlagen. Beispielsweise am Betriebsbahnhof in Lierenfeld: Gleich 14 Kabelrollen mit etwa zehn Tonnen Kupferkabel darauf im Wert von mehreren tausend Euro wurden einst in nur einer Nacht geklaut.
Welche Dimension diese Kriminalität inzwischen hat, zeigte sich auch in Rath, als die Polizei auf einem Areal an der Oberhausener Straße eine Razzia machte. Das Ergebnis: Bewohner hatten vom benachbarten Vallourec-Gelände tonnenweise Stahl geklaut. Vier Angeklagte wurden im November 2013 zu Haftstrafen verurteilt.
Genau gegen solche Gruppen richtete sich auch der Einsatz der Polizei jetzt. Im Visier hatten die Beamten vor allem Last- und Lieferwagen mit südeuropäischen Kennzeichen. „Wir wollen Strukturen, Banden und Absatzwege offen legen“, umreißt Einsatzleiter Jörg Iserath die Ziele des Einsatzes.
Bilanz der europaweiten Aktion: Bei 62 Lkws und 90 Personen, die im Stadtgebiet überprüft wurden, ergaben sich keine Anhaltspunkte für Straftaten. Trotzdem zog Einsatzleiter Iserath ein gutes Fazit: „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit konsequenter Polizeiarbeit den Druck auf die mobilen und organisierten Metalldiebe hochhalten und damit deren ,Arbeit’ nachhaltig stören.“