Prediger aus Ghana betet für ein Unentschieden
Richard Appiah lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Die Verbindung zu seiner Heimat Ghana ist aber immer noch stark.
Düsseldorf. Richard Appiah (52) ist ein sehr gläubiger Mensch. Wenn Ghana am Mittwoch gegen Deutschland spielt, wird er beten. Allerdings nicht für einen Sieg seines Heimatlandes Ghana, sondern für ein Unentschieden. Er lebt seit 22 Jahren in Deutschland und drückt deshalb beiden Ländern die Daumen.
Das tut er, obwohl seine Erfahrungen mit Deutschen nicht immer positiv waren. Richard Appiah ist Taxifahrer. Manchmal steigen Fahrgäste wieder aus, wenn sie sehen, dass der Mann hinter dem Steuer schwarz ist. "Die Reaktion verletzt mich natürlich schon. Aber ich habe auch viele deutsche Freunde und weiß, dass solche Leute Ausnahmen sind."
Der Glaube gibt Richard Appiah Halt im Leben. Er ist Presbyter der ghanaischen Gemeinde in Golzheim. Jeden Sonntag treffen sich die rund 120 Mitglieder in der evangelischen Tersteegenkirche. Wer nicht kommt, hat einen guten Grund. Einfach schwänzen gibt es nicht.
"Die Kirche gehört fest in unser Leben", erzählt der 52-Jährige, der immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Der Gottesdienst ist ein Familienereignis mit Musik, Tanz und Gesang. Alles eine Stufe lauter als im evangelischen Gottesdienst, der ein paar Stunden zuvor gehalten wird. "Wir Afrikaner haben Lebensfreude und wollen das zeigen, auch vor Gott."
Die Deutschen seien dagegen eher reserviert. Richard Appiah fragt sich immer, warum die Deutschen so oft meckern und sich über Kleinigkeiten aufregen. Afrikaner hätten da eine andere Lebenseinstellung. "Warum Zeit mit nörgeln verschwenden? Da habe ich besseres zu tun." Einmal war ihm allerdings doch ganz schön zum Nörgeln zumute. Als er vor 22 Jahren den ersten Fuß auf deutschen Boden setzte. "Es war so kalt, ich wollte fast wieder umdrehen und mich ins Flugzeug nach Ghana setzen."
Freunde hatten ihm geraten, er solle eine Jacke anziehen, in Deutschland sei es kalt. Auf Minusgrade war er aber nicht vorbereitet. Ghana ist ein tropisches Land, kennt also keine Jahreszeiten, sondern nur einen Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit. "Das erste was ich mir gekauft habe, war eine Daunenjacke." Der damals 30-Jährige wollte Ökonomie in Hamburg studieren. Nach finanziellen Problemen gab er das Studium auf und fährt seitdem Taxi.
Bis heute hat sich Richard Appiah nicht an den kalten Winter gewöhnt. Er versucht seinen jährlichen Urlaub in Ghana immer in die deutsche Winterzeit zu legen. Auf den Besuch seiner Familie freut er sich das ganze Jahr. Nur seine Frau ist damals mit nach Deutschland gekommen.
Seine drei Kinder sind in Ghana geblieben. Ihnen möchte er ein besseres Leben bieten. Er schickt regelmäßig Geld nach Hause, damit alle drei studieren können. In Deutschland waren sie noch nie. "Wir telefonieren aber täglich. Ich vermisse sie sehr." Auch sein Heimweh nach Ghana ist stark. Irgendwann will er mit seiner Frau wieder zurück. Die Daunenjacke bleibt dann allerdings in Deutschland.